Thomas Müller führt in 40 Jahren 70 Künstlergespräche
Der Lehrer bringt Interessierten in der von ihm initiierten Reihe hoch geschätzte Persönlichkeiten näher.
Der Lehrer Thomas Müller feiert einen ganz besonderen Jahrestag— vor genau 40 Jahren hat er zu seinem ersten „Künstlergespräch“ eingeladen. Und das kam so: Damals herrschte Einstellungsstopp für Lehrer. Da war Thomas Müller mit seinem Examen in Kunst und Sozialwissenschaften von der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität froh über eine Stelle an der Krefelder Montessori-Schule. Er nahm den Unterricht auf. Schon nach einiger Zeit merkte er, dass er sich auch gern darüber hinaus für die Kunst und Kultur engagieren wollte. Er schlug der Leiterin der Volkshochschule (VHS) eine Gesprächsreihe vor: Kunst und Kultur, Design und Stadtplanung standen von da an im Fokus seines Angebots an der Volkshochschule.
Prominenter Gast gleich zu Beginn war der Uerdinger Künstler Adolf Luther, der gleich zweimal zu Thomas Müller kam. „Er hat damals einen interessanten Vorschlag zur Gestaltung des Platzes vor dem Rathaus gemacht: In das Pflaster sollten Architektur-Silhouetten gelegt werden“, erinnert sich Müller an den immer noch hochgeschätzten und hochgehandelten Künstler, der mittlerweile verstorben ist. Nach dem Erfolg mit Adolf Luther sagte Müller sich: „Jetzt kannst Du auch an die Düsseldorfer Künstler herantreten.“ Gesagt, getan — jetzt liest sich die Liste wie ein Who-is-Who rheinischer Größen. Tony Cragg, Markus Lüpertz (beide Leiter der Akademie in Düsseldorf), Thomas Schütte, Konrad Klapheck, Jörg Immendorff, Harald Klingelhöller kamen gerne zu Müller in die VHS. Thomas Müller hat es sich jeweils zur Aufgabe gemacht, seine Referenten von zu Hause abzuholen und sie auch wieder dorthin zu bringen: „Das schafft eine gute Atmosphäre“, weiß er. Bei Tony Cragg musste er nicht nach Wuppertal fahren; er war bei Verwandten in Tönisvorst.
Markus Lüpertz wurde von zahlreichen Studenten begleitet, und nach dem Gespräch gingen alle zusammen zu Gleumes. „Lüpertz war auf zuvorkommende Weise großzügig“, sagt Müller. „Er hat einfach alle eingeladen.“ Und er hat auch immer nach dem Krefelder Künstler Herbert Zangs gefragt: „Das war sehr sympathisch.“ In die Volkshochschule kamen 21 Düsseldorfer und zwölf Krefelder Künstler zu den Gesprächen. Außerdem gab es zwei Gäste im Kunstforum bei Pax Christi am Glockenspitz. Seit 2002 lädt Thomas Müller seine Gäste in den Montessori-Kunsttreff ein. Es waren bislang 35. „Insgesamt habe ich in 40 Jahren 70 Künstlergespräche geführt, zehn davon mit Frauen.“ Zudem habe er mit 20 Architekten und Stadtplanern und mit 20 Designern diskutiert, resümiert Müller zufrieden.
Stolz ist er auf die Resonanz bei den Gästen und bei seinen Gesprächspartnern: „Mir hat in all den Jahren niemand abgesagt. Und es ist ein gutes Gefühl, die wichtigsten Künstler im Gespräch gehabt zu haben.“ Einer steht noch auf seinem Wunschzettel: „Günther Uecker hätte ich gern bei uns“, sagt Thomas Müller.