Volles Haus: Der Kufa geht es gut
Die Konzerte sind gut besucht, genau wie die Parties. Wir haben uns gefragt, was die Kulturfabrik alles richtig macht.
Krefeld. London, Paris, Krefeld: Was zunächst klingt, wie ein schlechter Scherz oder ein klarer Fall von Hochmut, wird in der Kulturfabrik schon mal zur Realität. Seit 33 Jahren bemüht sich der Verein rund um die Räumlichkeiten an der Dießemer Straße darum, mit den Musikern und Künstlern auf der Bühne auch nach dem Auftritt ein gutes Verhältnis zu wahren. Und so kommt es schon mal vor, dass eins von drei Konzerten einer Europa-Tour in der Kufa stattfindet.
„Das war unter anderem mal der Fall bei der Band Paradise Lost“, erzählt Jürgen Mengert vom Programmausschuss. „Die haben sich an uns und die gute Zusammenarbeit erinnert. Und zum 25-jährigen Bandjubiläum kamen sie dann neben den zwei Weltstädten zu uns, das hat uns natürlich sehr gefreut.“
Der Kufa geht es derzeit ziemlich gut. Die Partys sind immer voll, die Konzerte oft ausverkauft, und viele große Namen, sowohl in Sachen Mainstream als auch innerhalb der Szenen, treten hier auf. Das hat vor allen Dingen einen Grund: den sehr gut funktionierenden Programmausschuss. „Die Kontakte zu Künstlern und Agenturen hängen oft an einzelnen Personen. Wenn dann mal jemand von uns aufhört, kann es schon problematisch werden, das aufzufangen“, erklärt Mengert. So sei es tatsächlich vor etwa zwei Jahren gewesen, als gleich mehrere Kollegen ihre ehrenamtliche Tätigkeit bei der Kufa beenden mussten.
Umso besser sieht es heute aus. Eins der neuen Gesichter im Programmausschuss ist Daniel Christoffel. Er hat sein Freiwilliges Soziales Jahr als Hausmeister in der Kufa absolviert und dabei seine Leidenschaft für das Programmwesen entdeckt. „Mein erstes Konzert war wirklich schön, aber ein finanzielles Desaster. Für Christian Durstewitz konnten wir nur 30 Karten verkaufen“, sagt der junge Musikfan, der beruflich als Beleuchter am Theater arbeitet.
Mittlerweile klappt das Buchen von Konzerten auch viel besser als bei seinem ersten Versuch: Das ausverkaufte Konzert von Joris, der am 17. März hier gastierte, geht zum Beispiel auf seine Kappe. Daniel Christoffel hat einfach mal angerufen und nachgefragt. Bands wie Wanda, die Sängerin Namika oder der „Auf uns“-Sänger Andreas Bourani sind sehr gefragt und waren alle schon in der Kufa zu sehen.
Jeder hält Augen und Ohren offen, und die Ideen werden dann im Team besprochen und kalkuliert. „Wenn wir uns einig sind, dann gehen wir die Anfrage an. Und handeln uns auch schon mal eine Absage ein“, weiß das langjährige Mitglied Mengert. „Wir sind nämlich nicht Köln, Hamburg oder München, das ist uns schon klar.“ Manchmal sei aber das, was die Kufa ist, auch ein richtiger Vorteil: Gerade wenn Künstler eine besondere Clubatmosphäre suchen, sind die beiden Hallen der Kulturfabrik genau das Richtige. Denn: „Wir sind keine Mehrzweckhalle, das hier ist noch Rock’n’Roll“, sagt Jürgen Mengert lachend. Der Sänger der Beatsteaks sagte einmal zu ihm: „Auf einer Tour durch das Land darf die Kufa nicht fehlen.“ Das klang fast wie ein Ritterschlag für ihn.
Für Wolfgang Renno, noch recht neues Mitglied im Vorstand der Kufa, ist das Arbeiten hier vor allen Dingen von familiären Zügen geprägt. „Wir alle haben dabei das gleiche Ziel: Kultur für die Krefelder zu fabrizieren.“ Nicht nur Musik, auch Kabarett, Comedy, Lesungen und vieles mehr finden ihren Platz auf den Bühnen. Und am Wochenende sorgen die ausgefallenen Partys für ein volles Haus.
Neben den Veranstaltungen ist das „radio KuFa“ auch ein wichtiges Standbein des Vereins. „Als vor 10 Jahren das Bürgerradio kurz vor dem Aus stand, haben wir eine Studioausrüstung gekauft und das hier quasi weitergeführt“, erklärt Büroleiterin Heike Schätze. Mehrmals im Jahr finden hier auch kostenlose Workshops statt.
Das nächste große Projekt der Kulturfabrik: Die wunderschöne Galerie in der ersten Etage soll renoviert werden, damit dort wieder Ausstellungen stattfinden können. „Derzeit klären wir noch, wie wir die erheblichen baulichen Veränderungen, die wir machen müssen, finanzieren können,“ so Renno. Ein Aufzug, eine neue Treppe und ein anderer Fluchtweg müssen eingerichtet werden. „Aber das ist uns eine Herzensangelegenheit, deshalb wird das auch angegangen,“ fügt Heike Schätze hinzu.