Niederrheinische Sinfoniker Von expressiven Blockflöten und innerer Balance

Special | Krefeld · Generalmusikdirektor Mihkel Kütson schreibt in seiner WZ-Kolumne über das kommende Sinfoniekonzert.

Blockflötist Stefan Temmingh gastiert beim kommenden Konzert der Niederrheinischen Sinfoniker.

Foto: Harald Hoffmann

Musikliebhaber, die öfter die Konzerte der Niederrheinischen Sinfoniker besuchen, sind immer wieder erstaunt, wie viel Entdeckungsfreude ein ungewöhnliches Soloinstrument als Mittelpunkt des Konzerts bieten kann! Ob es das Schlagwerk inklusive Bremsscheiben und Kochtöpfen, das Theremin oder die Tuba ist, die vermeintlich nur tiefe Töne in Schiffshorn-Frequenz produziert – nach dem Konzert ist das Erstaunen erfahrungsgemäß groß, was in den Händen eines wahren Könners alles möglich ist.

Opus-Klassik Gewinner Temmingh hat etliche Blockflöten dabei

Beim 3. Sinfoniekonzert ist es wieder so weit: Mit der Blockflöte, allgemein als harmloses Kinderinstrument belächelt und dabei sträflich unterschätzt, liefert der virtuose OPUS-Klassik-Gewinner Stefan Temmingh ein wahres Feuerwerk an Klängen, die man so nicht von diesem Instrument erwartet. Zugegebenermaßen bringt der Musiker sogar mehrere Blockflöten verschiedenen Kalibers mit und nutzt in der Komposition des französischen Komponisten Fabrice Bollon außerdem eine Menge elektronischer Effekte und verbindet so heutige Klänge mit barocken Spielfiguren. Der Titel „Your Voice out of the Lamb“ bezieht sich auf das Kultalbum der englischen Rockband Genesis, welche selbst wiederum subtile Referenzen zu klassischen Kompositionen, besonders zu Mendelssohn und Bach beinhaltet.

Es ist schon sehr bemerkenswert, dass die britischen Komponisten es vor der Ära der Popmusik sehr schwer hatten, sich auf den Konzertbühnen der Welt zu etablieren. Neben Edward Elgar und Benjamin Britten gibt es kaum andere, die regelmäßig zu hören wären. Dabei kann man im Schaffen von einem der bedeutendsten englischen Tonsetzer, Ralph Vaughan Williams, alles finden, was die Herzen der Zuhörer erfreut: kunstvoll gestaltete Themen, üppige Orchestration und farbenreiche Harmonien sind gekonnt in Form gegossen. Seine diesmal vom Gastdirigenten Rasmus Baumann dirigierte 5. Sinfonie war während des Kriegsgeschehens 1943 in Europa sehr bewusst von Vaughan Williams als hoffnungsvoller und Zuversicht ausstrahlender Ruhepol komponiert. Vielleicht ist seine Zeit gerade jetzt wiedergekommen, um uns daran zu erinnern, dass es auch im Jetzt, besonders im Angesicht der Weltereignisse, wo es scheinbar immer weniger Platz für das schöne, ausgeglichene und liebevolle Miteinander gibt, wichtig ist, sich sehr bewusst auch Zeit für die innere Balance und Ruhe zu nehmen. Ein Konzertabend der Niederrheinischen Sinfoniker mit Musik von Ralph Vaughan Williams, Jean Sibelius und Fabrice Bollon ist dabei durchaus die richtige Wahl.

Konzertkarten sind erhältlich an der Krefelder Theaterkasse, Tel.: 02151/805-125, theaterkasse-kr@theater-kr-mg.de, online, wo es zudem weitere Infos gibt, sowie am Konzerttag an der Tageskasse.