Open-Air-Kino Zwei Mal Klassik zum Abschluss

Am letzten Tag des Open-Air-Kinos spielen 60 Musiker der Sinfoniker am Samstag live zum Stummfilm „Phantom der Oper“.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Auf dem Gras vor der Rennbahn-Tribüne liegt die aufblasbare Leinwand des Open-Air-Kinos schlaff auf dem Boden. Es ist elf Uhr am Vormittag und durch das Tageslicht könnte man darauf sowieso nicht viel erkennen. Nach und nach füllt sich die große Bühne rechts neben der Leinwand mit Musikern — es ist Zeit für die Generalprobe der Niederrheinischen Sinfoniker. Geprobt wird für die Premiere der Kino-Sinfonie am Abend.

Das Orchester liefert die Musik zum Stummfilm „Phantom der Oper“ aus dem Jahr 1925. Während einzelne Streicher schon anfangen zu spielen, schlagen hinter der Bühne Golfer die Bälle in Richtung Loch, ein Gärtner trimmt mit einer elektrischen Heckenschere das Grün und fünf Jockeys trainieren mit ihren Pferden für den Renntag am Sonntag. Das stört die Musiker wenig, sie sind auch um ein Vielfaches lauter als der reguläre Rennbahnbetrieb an einem Freitagmorgen.

Die Bühne ist mit etwa 40 Mikrofonen bestückt und Lautsprecher bringen den Ton zur Tribüne. Die Herausforderung ist, den Film zum Dirigenten zu bringen, damit der Ton mit dem Film harmoniert. Von der Bühne aus kann Dirigent Andreas Fellner die Leinwand nicht sehen. „Andreas Fellner hat zum Dirigieren einen Monitor auf der Bühne. Vom Projektor bekommt er das Bild auf den Monitor“, erklärt Gregor Ilbertz, Veranstaltungstechniker.

Die Kino-Sinfonie bildet den Abschluss des Open-Air-Kinos an der Rennbahn. Zum ersten Mal findet die Kooperation zwischen dem Stadttheater und den Kino-Veranstaltern statt. 60 Musiker mit Instrumenten live auf der Rennbahn spielen zu lassen, ist eine Mammut-Aufgabe. Kurz vor den Aufführungen wurde es besonders spannend, weil nicht klar war, ob das Wetter das Konzert überhaupt zulässt. „Unter 16 Grad wäre ein Konzert schwierig, wegen der Instrumente.

Deshalb haben wir und der Veranstalter die ganze Zeit das Wetter beobachtet. Am Donnerstag liefen dann die Telefone heiß“, sagt Orchester-Geschäftsführerin Simone Gutekunst. Als klar war, dass es warm genug wird, war die Erleichterung groß. Wäre das Wetter schlecht gewesen, hätte der Film im Theater gezeigt werden müssen.

Dennoch muss das Orchester vor Wind und Regen geschützt werden, weshalb die Bühne überdacht ist und an drei Seiten Planen dafür sorgen, dass weder Instrumente noch Musiker nass werden. „Ohne Dach würden wir gar nicht spielen können“, sagt Gutekunst. Bis zur Windstärke acht ist die Bühne abgesichert. Zehn Stunden hat es gedauert die acht Tonnen schwere Bühne mit Technik aufzubauen. Zehn Wassertanks mit jeweils 1000 Liter Füllmenge sorgen dafür, dass die Bühne auch nicht in der Nacht weggeweht wird.

Die nächste logistische Herausforderung ist es, die Bühne bei Wind und Wetter in der Nacht zu Sonntag wieder abzubauen. „Wir müssen bis morgen früh sechs Uhr hier weg sein, weil Renntag ist“, erklärt Ilbertz. „Sowas haben wir schon oft gemacht, das kriegen wir hin“, sagt er, während er durch das Walkie-Talkie schon wieder zum Tontechniker gerufen wird.