Zwischen Bollywood und Politik
Das Stück „Indien jetzt“ feiert am Mittwoch Premiere.
Krefeld. Zwei Geschäftsleute wollen nach Indien. Doch ihr Visum erhalten sie nur, wenn sie eine Prüfung bestehen. Mit diesem Gedankenexperiment, das die Realität der Einreise- und Einbürgerungsbestimmungen umdreht, beginnt „Indien jetzt“. Die zweite Premiere des Stadttheaters in der noch jungen Spielzeit findet am Mittwoch in der Heeder statt.
So ungewöhnlich wie die Grundidee des Stücks ist seine Entstehung: „Indien jetzt“ begann mit einem weißen Blatt Papier, Dialoge und Handlung entstanden erst während der Proben. Dazu hat das Theater eine Regisseurin aus der freien Szene engagiert: Sophia Stepf betreibt das Kasseler Flinntheater, das auch Beziehungen nach Indien pflegt.
Und so begann Stepf die Proben mit einer Art Seminar inklusive Rollenspielen à la: Was tun, wenn in Indien der Handwerker nicht kommt? Binnen acht Wochen erarbeiteten die Darsteller Henrike Hahn und Ronny Tomiska die Szenen, irgendwo zwischen Bollywood und Politik, dem Spiel mit Klischees und den ernsthaften Fragen nach interkultureller Kompetenz. „Die Prüfung, die beide durchlaufen, wird immer absurder“, sagt Dramaturgin Barbara Kastner. Dennoch sei das Stück keine reine Komödie: „Es lädt uns ein, über unsere Werte nachzudenken.“
Verbunden werden die Szenen durch Geräusche und Musik, die Andi Otto in Indien aufgenommen hat, und von einer Stimme aus dem Off: Die indische Sängerin MD Pallavi hat die Passagen eingesprochen. „Wir haben sie nie zu Gesicht bekommen, sondern nur über Internet Kontakt gehabt“, sagt Kastner.
Einzig das Bühnenbild von Udo Hesse ist bereits vor Probenbeginn entstanden, es wurde nach und nach immer weiter reduziert. Übrig geblieben ist ein Konstrukt aus 300 Teilen indischen Essgeschirrs. In dessen Metall-Oberfläche spiegelt sich die Umgebung — und vielleicht erkennt sich auch der eine oder andere Zuschauer darin wieder.
Premiere am 10. September, 20 Uhr, Fabrik Heeder. Karten: Telefon 805 125.