Zwischen Industrie und Grabungen
Im Hafengebiet wird derzeit fleißig gegraben. Mit dem Castellfest will das Museum Burg Linn Gelleps römische Vergangenheit für alle erlebbar machen.
Diese Kombination ist eine Premiere: Römerfest und Grabung sind die Attraktionen des Castellfestes am kommenden Wochenende, das, so hoffen die Veranstalter, viele anspricht. Zum einen Familien, gerade für Kinder wird es eine Reihe von Mitmachaktionen geben, zum anderen können Erwachsene einen Einblick in die aktuelle Grabung am Krefelder Hafen in Gellep-Stratum gewinnen und sich „frische“ Funde von Archäologen erklären lassen.
Die Leiterin des Museums Burg Linn, Jennifer Morscheiser, lässt hier Geschichte lebendig werden und hat dafür ein kompetentes Team gefunden: etwa den römischen Legionär Marcellus alias Michael Kadler und den syrischen Bogenschützen Gartalas alias Ralf Möller. Mit den beiden und anderen „Berufsrömern“ wird die Zeitreise in das 1. Jahrhundert nach Christus höchst anschaulich. „Wir machen den Erklärbär,“ kündigt Gartalas an.
Legionär Marcellus
Nicht alles wird bei der Theorie bleiben. Marcellus besitzt die notwendige Ausrüstung in Kindergröße, um Mini-Legionäre fürs Familienfoto zu rüsten. Die beiden Männer sind seit vielen Jahren mit höchsten Ansprüchen als „Freizeit-Römer“ bei der Sache. „Bei unserer Gewandung ist alles korrekt hergestellt, so authentisch wie nur möglich!“ Was beachtliche Herausforderungen schon allein bei der Suche nach den historisch korrekten Materialien bedeutet. Die Metallösen für ein römisches Kettenhemd bietet schließlich kein Schneiderbedarf. Und bei den Textilien, die man trägt, war auch nur ausschließlich Handarbeit zu ihrer Herstellung erlaubt. Es ist ein sehr aufwendiges Hobby; so berichtet der Bogenschütze, dass er und seine nicht minder römerbegeisterte Familie rund 20 000 Euro in die „Nachbauten“ ihrer römischen Ausrüstungen und Gewandungen gesteckt haben.
So nah wie möglich an der historischen Realität zu sein gilt natürlich auch für die anderen Römerinnen und Römer, die Morscheiser für ein Lagerdorf mit Handwerkerständen und -zelten zusammen gesucht hat: „Es sind die besten aus der Szene, eine exquisite Gruppe, die auch eine erhöhte Qualitätskontrolle bestanden hat.“ Authentizität wird selbstverständlich auch bei der vielleicht größten Attraktion des Castellfestes angestrebt. Gelduba war einst auch Schauplatz der berühmten Bataverschlacht und eine kleine Reitergruppe wird vorführen, wie das römische Militär zu Pferde kämpfte.
Einblicke in den Alltag bieten die Handwerkerstände. Man kann beispielsweise sehen, wie Schmied, Edelsteinschleifer oder eine Kammweberin arbeiteten. Es wird eine Schreibstube geben, wo man sich auf Wachstäfelchen versuchen und auch antiken Unterricht erleben kann. „Die Schüler kamen zwar mit leerem Magen zur Schule,“ erzählt Marcellus, „dafür wurden sie aber vom Lehrer mit Kuss begrüßt!“ Übrigens: Hungrig dürfen Besucher zum Römerfest kommen, denn es gibt auch römisches Essen, natürlich ebenfalls so authentisch wie möglich, dem historischen Kochbuch des Apicius sei Dank.