Kulturdezernent Roland Schiffer: „Es war nie mein Bestreben, Everybody’s Darling zu sein“
Rund 22 Jahre lang war Roland Schiffer Kulturdezernent der Stadt — Anfang Juli musste er das Amt abgeben. Mit der WZ sprach er über die Vorwürfe, die ihm in der Ratssitzung gemacht wurden.
Krefeld. Ein Mensch, der sich zutiefst verletzt fühlt, sieht anders aus. Entspannt sitzt der Beigeordnete Roland Schiffer in seinem Büro und will keine schmutzige Wäsche waschen. Nur zwei Vorwürfe, die ihm bei seiner Abwahl im Stadtrat am 3. Juli gemacht wurden, möchte der ehemalige Kulturdezernent nicht auf sich sitzen lassen.
Der erste stammt von CDU-Fraktionschef Wilfrid Fabel. „Er hat mir mangelnde Dialogbereitschaft attestiert — vor allem im Hinblick auf die Sanierung des Kaiser-Wilhelm-Museums“, berichtet Schiffer. Dabei habe es seit rund zwei Jahren einen vertraulichen Zirkel gegeben, zu dem auch zwei CDU-Ratsmitglieder gehörten: Stefanie Neukirchner und Hans-Peter Kreuzberg, der Vorsitzende des Kulturausschusses.
„Wir haben uns regelmäßig getroffen und alle wichtigen Fragen rund um das KWM besprochen“, sagt der 63-Jährige. „Auf der Agenda standen dabei natürlich auch die mangelnde Depotfläche, die Finanzierung der Umfeldgestaltung und der nicht ausreichende Ausstellungsetat.“ Alles Themen, die momentan von der Politik heiß diskutiert werden — und die für große Überraschung im Kulturausschuss gesorgt hatten, als das Museumskonzept im Februar vorgestellt wurde. „Dabei waren den Fraktionen die noch zu lösenden Probleme durchaus bekannt.“
Der zweite Vorwurf kam vom FDP-Fraktionsvorsitzenden Joachim C. Heitmann. „Er hat mich dafür kritisiert, dass ich bei der notwendigen Einsparung der Haushaltsmittel nicht kooperativ genug war“, sagt der Beigeordnete und schmunzelt. „Aber darauf bin ich stolz. Denn ich habe immer versucht, größeren Schaden von der Kultur abzuwenden.“
1990 wurde Schiffer erstmals zum Krefelder Kulturdezernenten gewählt, seit 1993 müht sich die Stadt um die Konsolidierung des Haushalts. Sparen gehörte somit zu seinem täglichen Geschäft. Doch im vorauseilenden Gehorsam den Rotstift zu zücken, das war nicht Schiffers Sache. „Ich habe nie versucht, den leichtesten Weg zu beschreiten“, erklärt er. „Dadurch war ich bestimmt oft unbequem, aber es war niemals mein Bestreben, Everybody’s Darling zu sein.“
Ende des nächsten Jahres geht Schiffer in den Ruhestand, bis dahin wird er sich seinen verbliebenen Bereichen Jugend und Soziales widmen. „Da geht es natürlich um viel mehr Geld und die existenziellen Fragen unserer Gesellschaft, die leider immer stärker auseinanderdriftet“, sagt er. „Ich werde garantiert nicht an Unterbeschäftigung leiden.“
Trotzdem wird ihm die Kultur immer ein Herzensanliegen bleiben. „Ich hoffe, dass sie auch unter meinem Nachfolger Gregor Micus blüht.“ Für die Zukunft wünscht er sich vor allem zwei Dinge: einen pfleglicheren Umgang mit der Bausubstanz in Krefeld und der Kommunalpolitiker untereinander. „Bei einigen Akteuren in dieser Stadt scheint es an der richtigen Kinderstube zu fehlen. Andere Umgangsformen wären eine echte Bereicherung.“