Ausstellung „Home Grown“: Ein Schaumbaum wächst in Haus Lange
In der Ausstellung „Home Grown“ des Düsseldorfers Martin Schwenk sind bizarre Pflanzenskulpturen zu sehen.
Krefeld. Wer derzeit das Museum Haus Lange betritt, fühlt sich, als wäre er in einem exotischen Gewächshaus gelandet. Doch statt üppiger, grüner Vegetation wachsen hier kunstvolle Pflanzen aus Baumarkt-Materialien aus Wänden, Decken und Böden.
Ein Exponat, das in der Ausstellung „Home Grown“ zu sehen ist, zeigt die Arbeitsweise des Künstlers Martin Schwenk besonders gut. Dabei handelt es sich um eine Skulptur, die der Düsseldorfer, ein Meisterschüler von Günther Uecker, mitten im großen Raum im Erdgeschoss installiert hat.
Die Arbeit ohne Titel ist eindeutig als Baum zu identifizieren: Sein Stamm besteht aus Holzlatten, die Zweige hat Schwenk aus Acrylglas geformt, für das Laub hat er PU-Schaum auf Styropor aufgetragen. „Schwenk lehnt klassische Materialien wie Bronze, Marmor oder Stein in der Bildhauerei ab“, erklärt Sylvia Martin, stellvertretende Direktorin der Kunstmuseen. „Ihn interessiert eher die die Frage: Was kann eine Skulptur sein? Woraus kann sie bestehen?“
Den Schaffensprozess soll der Betrachter dem Werk ansehen können. Schwenk kaschiert nicht, sondern betont die Konstruktionsspuren explizit. Beim namenlosen Baum sind zum Beispiel die Verbindungen der einzelnen Acryläste noch genau zu erkennen. „Außerdem hat er die PU-Schaum-Laubwolken auf Styropor aufgetragen, das er wieder mit Schnitten freigelegt hat“, sagt Martin. Eingespannt hat er den Baum zwischen Decke und Boden. „Dadurch hat die Arbeit etwas Stabiles und Verlässliches, wirkt aber gleichzeitig filigran und verletzlich.“
Wie in einem Labor muss es in Schwenks Atelier zugehen. Er experimentiert mit unterschiedlichen Werkstoffen, probiert Dinge aus und verwirft sie wieder. „Bei dieser Trial-and-Error-Methode ist das Scheitern immer mit inbegriffen“, sagt die Expertin. „Denn manche Kombinationen funktionieren oder genügen dem Anspruch des Künstlers nicht.“ Diese Art des Arbeitens hat fast etwas Evolutionäres, denn Selektion ist eines der wichtigsten Prinzipien der Natur.
Seit Schwenk das Naturkundemuseum in Paris besucht und dort die Präparate gesehen hat, beschäftigt er sich künstlerisch mit dem Thema. „Doch er zeigt keine Massenzüchtungen wie beispielsweise Tulpen, sondern unterschiedliche Pflanzenindividuen, die nur an die Realität angelehnt sind“, erklärt Martin. „Besonders fasziniert ist er von Pflanzen, die sich trotz großer Widerstände kraftvoll im urbanen Raum durchsetzen.“