Lesung über Le Corbusier: Sammelwut eines Architekten
Beim Literarischen Sommer hat der Journalist Niklas Maak sein Buch über Le Corbusier im Museum Haus Esters vorgestellt.
Krefeld. Eine Premiere hat es am Dienstag beim Literarischen Sommer gegeben — und der Andrang war groß: Denn zum ersten Mal las der Autor eines Fachbuchs in passender Umgebung. Niklas Maak, Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, kam mit seinem Buch „Der Architekt am Strand. Le Corbusier und das Geheimnis der Seeschnecke“ in die Mies-van-der-Rohe-Villa Esters. Die Verbindung zwischen Mies und Le Corbusier: Beide arbeiteten zusammen an der Siedlung Weißenhof in Stuttgart.
Maaks Buch, das im Hanser-Verlag erschienen ist, ging aus seiner Dissertation hervor, die sich Le Corbusiers geradezu manischer Sammelwut widmete. Denn der Architekt las, wann immer er konnte, Schnecken, Muscheln, Krebspanzer und Holz am Strand auf. Maak stellt eine Verbindung zwischen diesen Objekten und den Entwürfen Le Corbusiers her.
Dabei bezieht sich der Autor auf die Kathedrale von Ronchamp, die 1955 in den Ausläufern der Vogesen gebaut wurde. Sie hat ein organisches Äußeres, das von dem Panzer eines Krebses abgeleitet zu sein scheint: „Le Corbusier hat architektonische Formen aus der Natur destilliert“ — und weicht damit ganz von der traditionellen Auffassung von Architektur ab.
Niklas Maak stellt zudem einen weiteren Bezug dar: In den Schriften des französischen Literaten Paul Valéry gibt es eine Geschichte, in der ein Architekt am Meeressaum spazieren geht und sich vom Strandgut inspirieren lässt. „Le Corbusier behandelte den Text wie einen Steinbruch, um seine eigenen Gedanken voranzutreiben“, beschreibt Maak.
Auf elegante und souveräne Art entwickelte Maak am Dienstag seine Gedanken vor einem weiten philosophischen und kunsthistorischen Hintergrund und fesselte damit seine Zuhörer. Die Einführung zur Lesung war dagegen denkbar schwach.
Bei den Fragen gab Maak einen optimistischen Ausblick für Architekten: Knappe Ressourcen, knapper Raum und eine wachsende Bevölkerung seien spannende Herausforderungen.