Gericht Lange Haftstrafe für Krefelder Geiselnehmer
Ein 47-jährige Krefelder hatte eine Rentnerin mit einem Messer bedroht und als Geisel genommen. Nun wurde er verurteilt.
Nachdem am Montag noch einmal mehrere Zeugen gehört wurden und sich der Angeklagte geständig gezeigt hatte, schickte ihn das Landgericht hinter Gitter. Es verurteilte ihn zu sechs Jahren und drei Monaten Freiheitsstrafe. Die Begründung: Geiselnahme einer 69-jährigen Rentnerin aus Krefeld und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte in Tateinheit mit versuchter gefährlicher Körperverletzung.
Die 69-Jährige wurde bei ihrer Befreiung versehentlich verletzt
Die Staatsanwaltschaft hatte sechseinhalb Jahre beantragt. Angeklagter und Staatsanwaltschaft haben auf Rechtsmittel verzichtet. Das Urteil ist damit rechtskräftig. Das Gericht hat zugunsten des Angeklagten berücksichtigt, dass er sich geständig zeigte, beruhigend auf das Opfer einwirkte und er selbst nicht unerheblich verletzt wurde. Es berücksichtigte außerdem, dass er sich glaubhaft entschuldigte und sich damals in einer schwierigen Lebenssituation befand. Strafverschärfend standen dem die vierstündige Dauer der Geiselnahme, die schwerwiegenden Folgen für das Opfer sowie die Vorstrafen des Angeklagten gegenüber.
Die Geisel wurde bei der Festnahme des Täters versehentlich verletzt. Sie trug einen dreifachen Bruch des Nasenbeins davon und musste operiert werden – mit schwerwiegenden psychischen und physischen Spätfolgen.
Täter soll nicht drogen- oder alkoholabhängig sein
Die Tat stand laut Gericht nicht in Zusammenhang mit Konsum oder Abhängigkeit von Betäubungsmitteln oder Alkohol. Der Verdacht bestand, nachdem eine Zeugin den Mann als drogen- und alkoholabhängig bezeichnete. Der Sachverständige konnte keine verminderte Schuldfähigkeit feststellen.
Das Drama ereignete sich am 16. September 2017 an der Haltestelle des Hansahauses, als eine zivile Polizeistreife den Mann festnehmen wollte, um Tatvorwürfe gegen ihn zu klären. Zunächst versuchte er zu flüchten, zog ein Messer und lieferte sich eine Auseinandersetzung mit den Polizisten. Dann nahm er die Rentnerin als Geisel, um seine Festnahme zu verhindern. Im späteren Verlauf der Geiselnahme verschärfte sich die Situation dramatisch, als er die Polizisten aufforderte, ihn zu erschießen. Ansonsten werde er sein Opfer abstechen. Außerdem gab er vor, eine Bombe in seiner Jackentasche mit sich zu führen. Diese Drohungen waren Anlass für das Einsatzkommando einzugreifen und durch zwei Schüsse ins Bein des Geiselnehmers die Aktion zu beenden.