Lernrückstände, Zukunftsängste und Co. Krefeld will Kinder vor negativen Corona-Folgen schützen
Krefeld · Die Corona-Pandemie hat für Kinder- und Jugendliche viele negative Folgen. Sie reichen von Lernrückständen bis zu Zukunftsängsten. Krefeld versucht gegenzusteuern.
Diese Ergebnisse zweier bundesweiten Studien zu den Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche sind erschreckend: 65 Prozent der insgesamt 13 000 befragten jungen Menschen haben den Eindruck, dass ihre Sorgen gar nicht gehört werden. 68 Prozent haben Zukunftsängste. 64 Prozent fühlen sich teilweise bis deutlich psychisch belastet, 60 Prozent fühlen sich einsam. Ein Drittel der Befragten hat größere finanzielle Sorgen als vor der Pandemie. Vor diesem Hintergrund fordert Krefelds Stadtdirektor Markus Schön: „Kinder und Jugendliche dürfen nicht zu Verlierern der Covid-19-Pandemie werden!“ Aus seiner Sicht gehört die Kinder- und Jugendhilfe zur systemrelevanten Infrastruktur.
In Krefeld leben laut Melderegister insgesamt 42 476 Personen im Alter von 15 bis 30 Jahre. Diese Altersgruppe hatte die Befragung im Rahmen der „Juco-Studien“ durch den Forschungsverbund der Universitäten Hildesheim, Bielefeld und Frankfurt am Main im Mai und November 2020 in den Blick genommen. Laut Schön habe sich dabei gezeigt, dass „die Pandemie bei vielen Kindern, Jugendlichen und ihren Familien bereits vorhandene soziale Ungleichheiten weiter verstärkt“ habe – auch in Krefeld. Aktuell arbeiten daher sämtliche dafür zuständigen Fachbereiche und Dienststellen der Stadt Krefeld an Projekten und Maßnahmen zur bestmöglichen Abmilderung von Krisenfolgen.
„Wir müssen die Kinder und Jugendlichen stärker in den Blick nehmen“, sagt Schön. Denn diese beschwerten sich völlig zurecht darüber, dass sie bisher in der Pandemie viel zu wenig gehört worden seien.
Hier geht es laut Markus Schön nicht ausschließlich darum, entstandene Lernrückstände aufzuholen, sondern auch die eingangs genannten psychologischen Folgen müssten bedacht werden. Ein erster Schritt sei das von der Bundesregierung jüngst auf den Weg gebrachte Zwei-Milliarden-Aufholprogramm. „Das Programm verfolgt richtigerweise einen breiten Ansatz und muss nun schnellstmöglich und unbürokratisch umgesetzt werden“, betont der Stadtdirektor.
Erste Maßnahmen gibt es in den Sommerferien
Silke Wintersig, Leiterin der Abteilung Jugend, berichtet von einem starken Leistungsgefälle in den Schulen und von einem gestiegenen Leistungsdruck. Die psychischen Erkrankungen hätten sich dadurch verschärft. Eine weitere Erkenntnis: Für die Kinder und Jugendlichen sind digitale Treffen mittlerweile langweilig geworden, sie sehnen sich nach direkten sozialen Kontakten.
Von konkreten Maßnahmen, die in Krefeld zur Abschwächung der Folgeschäden in Bezug auf Bildung, Teilhabe und psychosoziale Belastungen getroffen werden, berichtet Sabrina Diana Lesch, Koordinatorin Kommunale Präventionsketten. So wird es in den Sommerferien bei mehreren Migrantenorganisationen und Bildungsträgern das geförderte Projekt „FerienIntensivTraining – Fit in Deutsch“ geben. Spielerisch und kostenfrei wird hier die deutsche Sprache an rund 200 Kinder vermittelt. 21 Kinder können durch eine Kooperation zwischen der Volkshochschule und der Abteilung Jugend der Stadt Krefeld erreicht werden. VHS-Dozenten werden in Jugendeinrichtungen Deutsch, Mathe und Englisch unterrichten. Über die Lernwerkstatt des Psychologischen Dienstes werden weitere 60 bis 80 Kinder, insbesondere von Schulen aus sozioökonomisch belasteten Quartieren, erreicht.
September wird zum Kinder- und Jugendmonat
Hinzu kommen mittel- bis langfristige Maßnahmen. Der September wird zum Beispiel zum Kinder- und Jugendmonat in Krefeld. Los geht es am 5. September mit einer Veranstaltung vor dem Rathaus im Rahmen der Initiative „Krefeld für Kinder“. Am 12.9. folgt der Weltkindertag im Stadtwald zum Thema „Kinderrechte jetzt!“. Von 19. bis 22. September schließt sich die „Kinder-Expo“ an.
Fachkräfte der Diakonie werden laut Markus Schön darüber hinaus Familienberatung in Kinderarztpraxen anbieten. Er spricht sich zudem für einen flächendeckenden Ausbau der Schulsozialarbeit aus.
Zu den Ergebnissen der Juco-Studien gibt es am Dienstag, 29. Juni, übrigens auch ein Zoom-Meeting. Ein Krefelder Jugendlicher aus dem Expertenrat der Studien berichtet. Beitreten kann man dem Meeting, das abends ab 19 Uhr parallel zum EM-Länderspiel stattfindet, unter:
Meeting-ID: 895 6669 0223. Kenncode: 324619.