Letzte Handschläge in der Grabeskirche
In dem Gotteshaus am Inrath geht es vor der Eröffnung am 14. Juli und den ersten Bestattungen zwei Tage später nur noch um Feinheiten.
Ohne auch nur das kleinste Zittern in der Hand zieht Malermeister Dieter Pappers den Pinsel mit gelbem Lack über die in die Holztür geschnitzte Rose. Im neuen Seitenportal der zukünftigen Grabeskirche erinnern zwei Blüten an die Namenspatronin St. Elisabeth von Thüringen und ihr Rosenwunder. Weitere Blumenmotive sind auf einigen der Platten zu sehen, die die einzelnen Urnengrabstätten in den Nischen und im Mittelschiff des Gotteshauses abdecken. Hier werden ab 16. Juli die ersten 42 Urnen von Verstorbenen bestattet, nachdem die Grabeskirche am Samstag mit einem Gottesdienst eröffnet worden ist.
Bis dahin sind im Kirchenschiff nur noch Feinheiten zu erledigen. Ein paar Lampen fehlen noch. Der Steinmetz sprüht gerade Silikonspray auf einige blanke Platten und wischt. Malermeister Pappers und sein Schwiegersohn Patrick Pappers arbeiten Kleinigkeiten nach. Den größten Teil ihrer Arbeit haben sie hinter sich. Netto vier Wochen haben die beiden auf einer höhenverstellbaren Scherenbühne gestanden, die Decke der Kirche von unten gereinigt und in bis zu elf Metern Höhe gestrichen.
Als mehr als 700 Liter Farbe verbraucht, die Wände und Bögen schneeweiß erstrahlten und die Säulen in einer Mischung aus Pastellgelb und Beige leuchteten, erlebten die beiden das als besonderen Moment. „Wir haben uns vorne in die Kirche gesetzt und das einfach mal auf uns wirken lassen“, erzählt Dieter Pappers. Es war die erste Kirche, in der er in seiner Berufslaufbahn gearbeitet hat. Sonst ist er viel im Bereich Fassadengestaltung für Privatleute unterwegs. Hochhäuser gehörten auch schon zu seinen Einsatzorten.
„Wer nicht schwindelfrei ist, darf den Job nicht machen“, sagt er und blickt auf die Orgelempore. Dort haben er und sein Schwiegersohn, weil die Scherenbühne dort nicht eingesetzt werden durfte, auf einer Ausziehleiter mit Trapezstange gestrichen. „Das war das Highlight“, sagt der Malermeister grinsend. Und der für die Grabeskirche zuständige Pfarrer Klaus Stephan Gerndt spricht von „Knochenarbeit“.
Über Jahre haben die Handwerker im Dreck gestanden — 2016 gingen die Arbeiten los. Bevor nun am Donnerstag eine Putzkolonne den letzten Staub der Handwerker wegwischt, müssen noch die Ringleuchter geliefert werden, die oberhalb des ehemaligen Mittelgangs für das nötige Licht in der ganzen Kirche sorgen sollen. Der Estrichleger wird seinen Boden noch versiegeln. Gerade werden auch noch die Toiletten eingebaut.
„Bei der Eröffnung noch nicht da sein werden die weiteren Fenster an der Seite zum ehemaligen — mittlerweile abgerissenen — Kloster“, sagt Gerndt. Bis sie geliefert werden, gibt es Übergangsfenster. Am Eingang muss noch eine Doppelglastür — mit Rosenmotiven — als Windfang montiert werden. An den Kuben für die Urnen und einigen Wänden fehlen noch die Cortenstahlstreifen. „In den Halterungen, die daran festgemacht werden, können später Vasen Platz finden“, erzählt Willi Theelen, Architekt der Grabeskirche.
Und auch das Treppenhaus wird noch nicht gestrichen und komplett fertig sein. Nach dem Abriss des Klosters muss noch ein Schutzputz an den Giebeln aufgetragen werden. Danach können die Dachdecker ihre Arbeit beenden und die Wände der Kirche zu dieser Seite sind nicht mehr feucht. Dann kann Malermeister Dieter Pappers auch da noch mal Hand anlegen.