Ringen Aline Focken: Gold verpasst, aber Olympia geschafft
Die Krefelder gewinnt scheinbar mühelos Kampf um Kampf bei der WM, scheitert dann aber im Halbfinale und ist doch überglücklich.
Krefeld. Aline Focken mobilisiert noch einmal alle Energie und Kraft, um die letzten Attacken der Schwedin Jenny Fransson zu parieren. Sie wartete nicht einfach ab, geht vielmehr selbst noch einmal in die Offensive. Die Uhr tickt weiter.
Dann ist der 6:5-Sieg endlich perfekt, und mit ihm der Gewinn der Bronzemedaille bei der Ringer-WM in Las Vegas. Die Hülserin stemmt die Arme in die Hüften, holte erst einmal tief Luft, ehe die Kampfrichter sie zur Siegerin ausrufen. Jubel bei den deutschen Fans in der Halle. Die Erleichterung war mit Händen zu greifen. Der Ärger über das verlorene Halbfinale erst einmal verflogen.
Medaillengewinnerin Aline Focken sagt: „Ich bin froh, dass ich die Olympia-Qualifikation geschafft habe. Die Bronzemedaille setzt natürlich noch mal einen oben drauf. Ich bin überglücklich.“
Es war auch im letzten Kampf dieser Titelkämpfe noch einmal ein Kraftakt. Fransson hatte bereits 3:0 geführt und ging ebenfalls in den Schlusssekunden an ihre Reserven. Für Focken war es gegen ihre schwedische Rivalin der zweite Sieg im vierten Kampf. „Weil ich das Halbfinale so doof verloren habe, war es besonders schön gegen die starke Schwedin vor so vielen deutschen Fans zu gewinnen“, sagt Focken, die nach dem verlorenen Titel von 2014 sich damit trösten konnte, im nächsten Jahr bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro dabei zu sein.
Ihr Traum vom olympischen Edelmetall nimmt mehr denn je Gestalt an. Focken hat mit Bronze nachhaltig unterstrichen, dass sie zur Weltspitze gehört und sich berechtige Hoffnungen auf eine Medaille in Rio machen darf.
Bundes- und Stützpunktrainer Patrick Loes war voll des Lobes für Focken: „Der Druck als Titelverteidigerin war für sie ja neu. Aber das hat sie überragend gemeistert.“ Die 24-Jährige musste sich im Halbfinale in der Orleans-Arena nur der russischen Olympiasiegerin (bis 72 kg) und neuen Weltmeisterin Natalia Vorobieva in der Klasse bis 69 Kilogramm geschlagen geben. „Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, die Russin vom Thron zu stoßen. Das hat nicht geklappt. Dann hebe ich mir das eben für Olympia auf“, sagte die Krefelderin selbstbewusst.
Bis ins Halbfinale hatte Focken alle ihre Kämpfe glatt gewonnen. Gegen die Mexikanerin Diana Miranda Gonzales brauchte sie nur 29 Sekunden zum Schultersieg. Auch die Ägypterin Enas Ahmed Khourshid wurde vorzeitig besiegt. Gegen die Kolumbianerin Leidy Marcela Izquierdo Mendez lautete die Wertung sogar 7:0. Bis auf Vorobieva gelang keiner Gegnerin ein Punkt gegen die Krefelderin. Ihre Rundreise entlang der Westküste der USA wird die WM-Medaillengewinnerin mit Freund und Familie nun entspannt genießen können.