Europoacup 1985: Torsten Voss erzählt – „Das Publikum hat mich gepuscht“
Ex-Weltmeister Torsten Voss lebt seit 1990 in Krefeld.
Krefeld. Seit fast 20 Jahren lebt Ex-Zehnkampf-Weltmeister Torsten Voss in Krefeld. Den ersten Kontakt zur Stadt nahm der in Güstrow geborene und zu DDR-Zeiten für Schwerin startende Zehnkämpfer beim Europacup 1985 in Uerdingen auf. Im Gespräch mit WZ-Mitarbeiter Peter Schroers erinnert er sich an das große Ost-West-Duell.
Torsten Voss: Ich hatte damals eine sehr gute Phase. Im Januar habe ich in Senftenberg mit 6283 Punkten den Hallenweltrekord im Siebenkampf geholt und im Sommer in Dresden mit 8559 Punkten die Weltjahresbestleistung im Zehnkampf aufgestellt. Ich hatte in Uerdingen richtig was vor. Doch dann bin ich erst am zweiten Tag richtig ins Rollen gekommen. Wir DDR-Athleten wollten den Einzelsieg, weil wir in Los Angeles nicht dabei sein durften. Favorisiert in der Mannschaftswertung waren die Russen und die Westdeutschen. Doch wir wollten ein Wort mitreden.
Voss: Ja, quasi im Endspurt. Am besten ist mir das fachkundige Publikum in Erinnerung geblieben. Die haben mich trotz der Regenschlacht und Kälte im Stabhochsprung auf 5,10 Meter gepuscht. Danach habe ich noch 5,25 Meter auflegen lassen. Ein Kampfrichter lief dauernd mit einem Regenschirm hinter mir her, damit die Wicklung am Stab nicht nass wurde. Ich bin dann aber doch immer abgerutscht. Dennoch standen die Zuschauer hinter uns, nachdem Hingsen und Kratschmer ausgeschieden waren. Das war einmalig, das werde ich nie vergessen.
Voss: Es gab keinen offiziellen Begleiter. Doch im Betreuerstab waren mit Sicherheit Spezialisten, die uns genau beobachteten. Dennoch wurden wir per Taxi in die Innenstadt gefahren und durften zwei Stunden lang unser Taschengeld verjubeln. Die Menschen waren total nett, für die lange Rückfahrt mit dem Zug bekamen wir Trinkpäckchen zugesteckt und Zeitungen.
Voss: Das war zum einen ein Zufall. Mein späterer Trainer Norbert Pixken hatte die Hände im Spiel. Im Frühjahr 1990 erhielt mein Verein in Schwerin einen gebrauchten Kleinbus der SWK. Zur Übergabe bin ich nach Krefeld mitgefahren. So kam der Kontakt wieder zustande. Pixken kannte ich seit Götzis 1982. Dann ging alles sehr schnell. Im September bin ich mit Pixken ins Trainingslager nach Gran Canaria geflogen. Am 1. November hatte ich eine Wohnung und eine Arbeitsstelle im Bayerwerk. Nun kann ich meine Erfahrung an Michael Schrader und die weiteren Zehnkampftalente weitergeben.