Teilnahme an EM Frederick Bott ist Padel-Nationalspieler: „Eine richtig geile Sportart“
Für den Krefelder Frederick Bott ging mit der Teilnahme an der Padel-EM ein Traum in Erfüllung. Das nächste Ziel: Olympia – aber nicht in diesem Jahr.
Einmal im Leben sein Heimatland bei einem internationalen Turnier vertreten, das ist der Traum von nahezu jedem Sportler. Für die meisten bleibt diese Sehnsucht eine Träumerei. Zum deutlich kleineren Anteil der Glückseligen, die ein Trikot mit dem Bundesadler überstreifen dürfen, zählt seit dem vergangenen Jahr der Krefelder Frederick Bott. Der 27-Jährige vertrat Deutschland bei der Padel-Europameisterschaft in Lissabon.
Padel ist eine vom Tennis abgeleitete Rückschlagsportart, die stets im Doppel gespielt und auf einem 20 mal 10 Meter großen, von Glas umrahmten Feld ausgeübt wird. In Deutschland ist die in Spanien und Südamerika weit verbreitete Sportart noch recht unbekannt, was sich nicht zuletzt bei der in Portugal ausgetragenen EM in der Platzierung widerspiegelt. Das deutsche Nationalteam beendete seine Gruppenphase hinter den favorisierten Teams aus Belgien und Polen, gegen die es jeweils knappe Niederlagen setzte, auf Rang drei und wurde Zehnter.
„Die Teilnahme an der Europameisterschaft war echt cool, eine super Erfahrung, die mich sehr stolz macht. Ich habe nie damit gerechnet, dass ich nochmal Nationalspieler in einer ernstzunehmenden Sportart werde“, freut sich der 27-Jährige über das Erlebte in Lissabon und gibt gleichzeitig selbstkritisch zu: „Mit Platz zehn haben wir uns leider unter Wert verkauft.“ Mindestens vom Viertelfinale hatte die Mannschaft geträumt, in die Bott erst kurz vor Turnierstart reinrutschte. Aufgrund von Verbandsstreitigkeiten gab es im vergangenen Jahr fast zeitgleich zwei Padel-Europameisterschaften. Eine ausgerichtet vom europäischen Verband in Lissabon und eine organisiert vom Weltverband in Rom. In Lissabon sollte das vermeintlich stärkere deutsche Team aufschlagen. Ein Nationalspieler entschied sich jedoch dafür, lieber in Rom spielen zu wollen, und so wurde der Platz für Bott frei.
Der Krefelder sieht zwei Gründe für seine Nachnominierung. „Zum einen bin ich Linkshänder, das ist in Padel-Deutschland recht selten und zum anderen zeichnet mich aus, dass ich ein Teamplayer bin, diese Eigenschaft ist bei einem Turnier wichtig, gerade wenn man eher weniger Spiele bestreitet“, so Bott und schiebt schmunzelnd hinterher: „Sonst wäre ich in Rom dabei gewesen.“
Bott beginnt mit Tennis
und Tischtennis
Dass Bott einmal Padel-Nnationalspieler wird, war vor einigen Jahren nicht absehbar. Doch es überrascht nicht, wenn man seinen sportlichen Werdegang kennt. Als Erstklässler stolpert Bott über einen Aushang von einem Tischtennisverein in der Schule, die Initialzündung für ihn, um regelmäßig zum Schläger zu greifen. Zumal ein Klassenkamerad und sein Vater ebenfalls Tischtennis spielen. Zwei, drei Jahre später folgte die Anmeldung im Tennisverein, von dort an schlägt er in schöner Regelmäßigkeit quasi abwechselnd kleine, weiße Plastikbälle oder gelbe Filzbälle über ein Netz. „Tischtennis habe ich immer intensiver gespielt. Das Tennisspielen habe ich dagegen in der Teenagerzeit mal wieder ausgesetzt, weil ich mich mehr auf Tischtennis fokussieren wollte. Sonst hätte ich zu oft die Technik der einen Sportart in die andere übernommen und andersrum. Das wäre nicht hilfreich gewesen“, berichtet Bott.
Nach dem Abitur zieht es Bott nach Köln zum Studieren. Seine Tischtennis-Karriere endet damit, Tennis spielt er heute noch. „Ich habe in Köln im Tischtennis nie Anschluss gefunden. Dagegen habe ich im Tennis Unikurse belegt und spiele heute noch in Krefeld mit meinen Freunden in einer Mannschaft“, erklärt der 27-Jährige. Die Sportart Padel entdeckte Bott auf dem Weg zur Uni. Regelmäßig fuhr er in Köln an Padel-Plätzen vorbei, die zu dem Zeitpunkt für ihn nicht mehr waren als ein zu klein geratener Tennisplatz in einem Glaskasten. Doch dies entfachte seine Neugier. Bott: „Zuerst war mir Padel kein Begriff. Dann habe ich im Internet recherchiert, Videos geschaut und mich entschlossen, mit einem Kumpel einen Schnupperkurs zu machen.“
Seitdem spielt Bott zweimal wöchentlich Padel und ist seit 2016 fester Bestandteil des Kölner Uni-Teams. „Über die Uni habe ich ein Padel-Stipendium bekommen. Das heißt, die Uni kommt für Fahrten zu Turnieren und Startgelder auf“, verrät Bott, der schon Turniere in Hamburg, Frankfurt und Wien gespielt hat.
Bott hat Lunte gerochen, sowohl als Padel-Spieler als auch als Botschafter der Sportart. Bott: „Primär ist mir wichtig, dass in Padel-Deutschalnd Verbandsstreitigkeiten abgelegt werden, sich die Sportart entwickelt und professionalisiert. Dann bringt das Leute zum Padel und daraus folgt eine Nationalmannschaft. Wenn ich dann in diesem Team dabei sein darf, gerne, denn ich hoffe, dass es nicht bei der einen Nominierung bleibt. Daran arbeite ich täglich. Aber die Entwicklung ist das wichtige, weil es eine richtig geile Sportart ist.
Bott gibt ehrlich zu: „Ja, ich träume von Olympia. Die weltweiten Top-30-Spieler sind meist über 30, man kann den Sport also auch noch im höheren Alter professionell ausüben und wettbewerbsfähig sein. Ich kann also problemlos bis 2024 oder 2028 warten.“ Schließlich muss die Sportart auch erstmal olympisch werden.