Krefeld Im Pferdesport fehlt Nachwuchs
Theo Lenzen sieht in den veränderten Freizeitmöglichkeiten eine Ursache für den Rückgang. Der Niederrhein stehe noch gut da.
Krefeld. Ob die Dressurreiter wie Hannah Erbe, Anna-Christina Abbelen, Heiner Schiergen oder der Willicher Trabrennfahrer Michael Nimczyk — allesamt hochdekorierte Athleten aus dem Pferdesport — sie stehen für Spitzenleistungen aus dem Kreis Viersen und Krefeld. Sie alle halten die Fahne der Region noch, auch im internationalen Vergleich.
Sie gehören zur Elite über den Niederrhein hinaus — und haben eines gemeinsam: immer wieder Berührungspunkte mit ihren Pferden, eine besondere Beziehung im Alltag. Doch geht es nach den Eindrücken der Pferdezüchter am Niederrhein, ist die Begeisterung für Pferde rückläufig. Vor allem bei jungen Menschen, wie Theo Lenzen erklärt, Tierzuchtberater der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Viersens, der auch die Verhältnisse in Krefeld kennt. Er sagt: „Vor 20 Jahren war es noch selbstverständlich, sich mit einem Pferd zu beschäftigen.
Heute ist es schwer, Kinder an den Pferdesport heranzuführen.“ 90 Prozent derjenigen, die sich regelmäßig mit den Tieren beschäftigen, seien Mädchen, die Jungen dagegen nur eine kleine Minderheit. Für die Nachwuchsprobleme kann Lenzen keine Zahlen nennen, es sei vielmehr ein „gespürter Rückgang.“ Diesen will er jedoch keinesfalls dramatisieren. Er verweist auf eine ähnliche Lage in anderen Sportarten.
Der Niederrhein käme im Vergleich mit anderen Regionen in Deutschland noch gut weg. Hier gäbe es Gesellschaftsschichten, die sich die Haltung eines Pferdes leisten können — und in der Elite wie bei den Turnieren stehe der Kreis Viersen mit Krefeld sehr gut da.
Als Gründe für den fehlenden Nachwuchs in der Breite und an der Basis sieht Lenzen die veränderten Freizeitmöglichkeiten der Jugendlichen. Die Belastung durch die Schule im G8/9-Format oder Ganztag. Dazu Angebote wie PC, Smartphone, die digitale Welt. Lenzen sagt: „Das ist eben eine andere Jugend als bei uns früher.“
Ein durchgreifendes Projekt, um Kinder wieder früher und nachhaltiger für Pferde und den Sport zu interessieren, gäbe es noch nicht. Der Hauptansatz lautet: Jeder sollte im Umfeld Interessierte suchen und Betriebe unterstützen, die das Kennenlernen von Mensch und Tier fördern, wie zum Beispiel das Kinderreiten. Lenzen: „Wir müssen attraktive Angebote schaffen. Für die Persönlichkeit ist es positiv. Erlebnisse mit dem Lebewesen Pferd wirken sich nachhaltig auf die Charakterbildung aus.“ Das Holzpferd im Kindergarten könnte da sicher nur ein Anfang sein.