Leichtathletik: Paul lässt den Hammer kreisen
Der 19-jährige Hützen will bei der U20-WM in Kanada den Endkampf erreichen.
Uerdingen. Mit vier schnellen Drehungen um die eigene Achse im gut zwei Meter Durchmesser großen Ring bringt Paul Hützen vom SC Bayer Uerdingen die sechs Kilogramm schwere Kugel in Schwung. Die hängt zudem an einem Stahlseil und wird von den Leichtathleten etwas eigentümlich Hammerwurfgerät genannt. Wenn der 19-jährige Uerdinger dann seine ganze Kraft und Energie in das Geschoss hineinlegt, zerrt der Hammer mit etwa 300 Kilogramm am Drahtseil und schießt mit knapp 100 Stundenkilometern auf das Feld hinaus.
Wenn alles richtig gut läuft, schlägt der Hammer von Hützen dann bei rund 68 Metern in den Rasen ein. "Noch zwei Meter zu wenig, um in den WM-Endkampf der besten Zwölf zu gelangen. Dafür habe ich intensiv trainiert, sagt Hützen, für den am kommenden Freitag (Qualifikation) und hoffentlich am Sonntag (Finale) bei der U20-Leichtathletik WM im kanadischen Moncton die Stunde der Wahrheit schlägt.
Der frischgebackene Abiturient vom Fischelner Maria-Sibylla-Merian Gymnasium flog bereits am vergangenen Mittwoch flog der Blondschopf von Frankfurt aus mit dem WM-Kader nach Montreal, danach ging es weiter nach Moncton. "Die WM-Teilnahme war das große Ziel, das ich dank Trainer Helmut Penert erreicht habe. Ich gehöre nicht zu den Favoriten, also kann ich unbeschwert in den Wettkampf heran gehen, sagt Hützen, der auf einer eigens gegossenen Betonfläche im Bayer-Stadion immer wieder die Drehungen um die eigene Achse geübt hat.
Im 59-jährigen Helmut Penert hat Hützen einen anerkannten Fachmann unter den Deutschen Wurftrainern an seiner Seite. Seit fast 30 Jahren betreut Penert die starken und schweren Athleten unter dem Bayer-Kreuz. Deutsche Spitzenathleten wie Thomas Neumann, Kay Maybach und Claus Dethloff fanden schon vor Jahren in Penert den ruhenden Pol neben dem Wurfkäfig.
Nun ist Hützen an der Reihe, der in Kanada allerdings von Bundestrainer Joachim Lipske (München) betreut wird. "Das ist kein Handicap. Paul hat zwar lange nicht so gute Kraftwerte wie die Konkurrenz. Doch mit seiner enorm guten Technik benötigt er eben viel weniger Kraftaufwand., sagt der erfahrene Bayer-Coach, der von der rasanten Entwicklung seines Athleten überrascht wurde: "Das war vor knapp zwei Jahren nicht zu erwarten. Doch Paul trainiert zielstrebig und konsequent. Das ist sein großes Plus."
Mit 111 Kilogramm Gewicht und 1,90 Meter Größe bringt Hützen ideale körperliche Voraussetzungen mit. Nun muss nur der linke Oberschenkel halten, der in den vergangenen Wochen zwickte und Trainingspausen nötig machte. Die enormen körperlichen Belastungen gehen nicht spurlos vorbei an dem Uerdinger, der auf eine Aufnahme in die Sportförderkompanie der Bundeswehr hofft, ansonsten ab Herbst an der Sporthochschule in Köln studieren will.