Olympia-Serie: Ein Weltrekordler für ganze 60 Sekunden
Hermann Haverkamp – ein schneller Schwimmer mit der Leidenschaft für Wasserball.
Krefeld. "Auch wenn mehr als 40 Jahren vergangen sind, in der Erinnerung bleiben es die absoluten Höhepunkte unserer Sportler-Karrieren", sagen Hermann und Wiltrud Haverkamp zu den Glanzlichtern ihrer sportlichen Laufbahn. Das sportliche Krefelder Vorzeige-Ehepaar hat bei je zwei Olympischen Spielen mitgemacht, beide als "Wasserratten".
Während sich Wiltrud als Weltrekordlerin unter ihrem Mädchennamen Urselmann 1960 in Rom mit olympischen Silber über 200 m Brust schmücken durfte und auch in Tokio 1964 in ihrer Lieblings-Schwimmdisziplin an den Start ging, standen für Ehemann Hermann die Olympischen Spiele 1968 in Mexiko City und 1972 in München, dort gemeinsam mit Aegir-Klubkamerad Kurt Küpper, im Fokus.
Am 20. August 1942 in Duisburg geboren, lernte Hermann Haverkamp seine Schwimmkünste beim Amateur SC Duisburg, wo er auch früh den Wasserball in die Hand nahm. Als Schwimmer war Hermann Haverkamp 1962 mit einer deutschen 4 x 100-m-Freistil-Staffel für eine Minute Weltmeister, ehe ein USA-Quartettsich nur 60 Sekunden später in einem anderen Kontinent den Rekord zurückholte.
Etliche gute Platzierungen bei Deutschen Meisterschaften stehen für Hermann Haverkamp in den Analen, mit einer Bestzeit von 55,6 Sek. zählte er in den 60er-Jahren zu den schnellen Jungs in Wasser.
Die Liebe des 1,90 m langen und kräftigen Athleten galt aber schon in der Jugend dem Wasserballsport. Vier Deutsche Meistertitel holte er (1963, 64, 67 und 69) für Amateur Duisburg, viele hundert Länderspiele stehen zu Buche. 1968 wechselte Haverkamp zu SC Aegir Uerdingen, da seine Arbeitsstelle bei der Bayer AG praktisch auf der anderen Straßenseite des Waldseebads lag.
Ein Meistertitel mit Aegir war ihm nicht vergönnt, doch immerhin führte er die Uerdinger zumindest zur Vizemeisterschaft hinter Rote Erde Hamm. Zwölf Jahre gehörte Hermann Haverkamp dem deutschen Nationalteam, ehe er als Trainer an den Beckenrand wechselte.
In dieser Funktion ist er beim Bundesligisten SC Bayer 08 Uerdingen seit 1984 als Co-Trainer im Einsatz. "Und es macht immer noch Spaß", sagt der bald 64-Jährige. "Außerdem haben wir unsere Liebe zum Schwimmsport neu entdeckt." Mehrmals in der Woche zieht er mit Ehefrau Wiltrud seine Bahnen und bekennt: "Das Wasser und der Schwimmsport sind wie ein Jungbrunnen."
Die Zeit nimmt sich das Ehepaar Haverkamp nach der Heirat von Tochter Wibke und deren Umzug nach Wuppertal allemal, obwohl Haus und Garten in Uerdingen liebevoll gepflegt werden. "Wasserball war und ist ein trainings- und zeitaufwendiger Sport. Aber ich liebe diesen Sport", so Haverkamp, der täglich viele Stunden bei seinen Jungs auf der Anlage am Waldsee zu finden ist. Und selbstverständlich wird er das Wasserballturnier aus China am Bildschirm verfolgen.
"Auch wenn Platz vier wie 1972 wohl kaum drin ist, drücke ich unserer Mannschaft die Daumen. Der Turniersieg in der Vorbereitung lässt hoffen", sagt Haverkamp. Leider ohne einen Akteur von Bayer, das jahrelang Spieler für Deutschland abstellte. "Vielleicht wieder bei den nächsten Spielen", sagt Haverkamp. Freuen würde es ihn auf alle Fälle.