Schwimmen: Poleska-Entdecker gibt auf

Thomas Presch hat fast 30 Jahre bei verschiedenen Vereinen in Krefeld trainiert, zuletzt beim SV Bayer Uerdingen. Nun beendet er frustriert seine Karriere.

Foto: Bischof

Uerdingen. Der Schwimmsport auf Leistungsebene in Krefeld verliert einer seiner prominentesten Köpfe: Thomas Presch, unter anderem Entdecker von Spitzen-Schwimmerin Anne Poleska, hat zum Jahresende 2013 seine Karriere beendet.

Und das, obwohl der Wahl-St. Töniser erst 49 Jahre alt ist und gerne als Schwimm-Trainer weitergemacht hätte. „Die Entscheidung aufzuhören ist mir nicht leicht gefallen, ich habe fast ein halbes Jahr überlegt. Aber die Rahmenbedingungen, um Schwimmen als Leistungssport auszuüben, stimmen in Krefeld einfach nicht mehr“, begründet Presch seinen Rücktritt.

Nach Stationen bei Preussen Krefeld, der Schwimmvereinigung Krefeld (SVK), den Schwimmsportfreunden (SSF) Aegir und der Schwimmgemeinschaft (SG) Krefeld war der 49-Jährige zuletzt für den SV Bayer Uerdingen als Sportlicher Leiter und Trainer tätig.

Durch den doppelten Abiturjahrgang und den fortschreitenden Ganztag hatte sich die erste Schwimm-Mannschaft, in der die talentiertesten Nachwuchs-Athleten zusammengefasst waren, von mehr als 20 auf zwölf dezimiert. Weitere Abgänge drohten, andere wollten die Trainingsintensität, die beim Schwimmen besonders hoch ist, zurückfahren.

Zwar könne er nichts an schulischen oder gesellschaftlichen Entwicklungen ändern, aber, lässt Presch durchblicken, hätte er sich mehr Unterstützung vom Verein oder dem Verband gewünscht. „Die Schwimmabteilung beim SV Bayer hat es in den vergangenen dreieinhalb Jahren seit meinem Antritt nicht geschafft, professionelle Strukturen zu schaffen.

Die organisatorische Arbeit wurde dadurch für mich immer mehr“, sagt Presch, der hauptberuflich im Schulamt den Schulsport koordiniert. Irgendwann sei für ihn die Belastungsgrenze erreicht. „Wenn dann gleichzeitig der Ertrag in Form von guten Platzierungen nicht mehr da ist, passt die Balance irgendwann nicht mehr.“

Der 49-Jährige hatte dem Verein unter anderem vorgeschlagen, einen Mitarbeiter für die Mitgliederaquise einzustellen, der sich durch zusätzliche Mitgliedsbeiträge selber finanziert hätte.

„An anderen Bayer-Standworten wie Wuppertal oder Leverkusen gibt es bis zu drei hauptamtliche Kräfte für den Schwimmsport“, weiß der Trainer. Dass es in Krefeld aller Voraussicht nach keine Sportschule geben wird, weil sich keine Einrichtung dazu bereit erklärt, habe den Rücktritt zusätzlich forciert.

Heinz Pudleiner, als 2. Vorsitzender beim SV Bayer Uerdingen für die Schwimmabteilung sowie die Finanzen zuständig, bestätigte auf WZ-Anfrage, dass der Verein trotz intensiver Überlegungen bei seiner Linie bleiben möchte, keine hauptamtlichen Trainer einzustellen.

„Das gilt für die Schwimmer genauso wie für die Wasserballer“, betont der Funktionär. Die vorhandenen Budgets würden dies nicht erlauben, zudem, glaubt Pudleiner, seien die zu erledigenden Aufgaben ausreichend durch nebenamtliche Kräfte zu erledigen. Was an anderen Standorten passiert, könne er nicht bewerten.

Dass der SV Bayer Uerdingen zu wenig für die Nachwuchsförderung und -sichtung tut, glaubt der 2. Vorsitzende nicht. „Eine Mitarbeiterin kümmert sich in Teilzeit um Kooperationen mit Schulen, andere um die Talentsichtung.

Diese beiden Dinge sind essenziell, um als Leistungsstützpunkt des Schwimmverbandes anerkannt zu werden. Wir haben erst 2013 diese Förderung für vier Jahre verlängert bekommen“, stellt Pudleiner fest.

Ein Nachfolger von Thomas Presch als Trainer der 1. Mannschaft ist bereits gefunden: Der bisherige C-Jugend-Trainer Christoph Clephas übernimmt die Aufgabe. Eine offizielle Verabschiedung von Thomas Presch sei in Planung, erklärt der 2. Vorsitzende.