Sportlerwahl 1.Platz: Das große Gefühl im Achter

Ruder-Ass Jochen Urban rückt seinem Ziel Schritt für Schritt näher.

Krefeld. 90 Kilometer südöstlich von Rom liegt Sabaudia. Das kleine Städtchen am Tyrrhenischen Meer wirkt etwas verschlafen. Ein beschauliches Plätzchen, das erst im Frühjahr und Sommer zum Leben erwacht, wenn die Touristen eintreffen. So können die Athleten des Deutschen Ruder Verbandes in diesen Tagen also nahezu ungestört ihre Trainingseinheiten absolvieren. Einer von ihnen ist Jochen Urban vom Crefelder Ruder-Club. Vom Trainingscamp aus gab er uns telefonisch das folgende Interview.

Herr Urban, die Trennung von Andy Penkner ist vollzogen. Das Thema "Zweier" hat sich erledigt. Im Vorfeld der Somerspiele in China gilt Ihre ganze Konzentration nun der Qualifikation für den Deutschland-Achter. Wie ist die Form und Fitness?

Urban: Ich bin zufrieden, körperlich wohlauf und auf einem guten Weg. Die vielen Langstrecken-Tests mit meinem neuen Partner Sebastian Schmidt haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Wir gehören zu den Besten.

Der Deutschland-Achter hat eine lange Tradition, er war Weltmeister und Olympiasieger, zuletzt 1988 in Seoul. Welche Bedeutung hat er für Sie?

Urban: Eine ganz große! Der Achter hat eine lange Erfolgsgeschichte. Er ist das Aushängeschild und wird in der Öffentlichkeit von allen Disziplinen im Rudern am intensivsten wahrgenommen. Es ist ein tolles Gefühl, in dieser großen Mannschaft zu stehen.

Bundestrainer Dieter Grahn ist ein erfolgreicher Ruderer, ein erfahrener und konsequenter Trainer. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Urban: Sehr gut. Dass er erfolgreich arbeitet, haben beispielsweise die beiden vergangenen Jahre gezeigt. Ich glaube, dass er in seiner vielleicht letzten Phase als Bundestrainer noch einmal seine ganze Kraft und sein Knowhow in diesen Achter investierten wird. Sich mit einer Medaille zu verabschieden wäre natürlich ein Traum - für uns alle.

Der Deutschland-Achter ist bereits für Peking qualifiziert, aber die Plätze sind hart umkämpft und heiß begehrt.

Urban: Und ob, aber man muss locker bleiben. Für mich sieht es sehr positiv aus. Ich will mir meinen Platz erobern. Entscheidend wird sicher der World-Cup sein - mit den Rennen und Tests in München, Luzern und Poznan. Da werden die Würfel fallen. Zuvor sind die Trainingseinheiten in Dortmund von außerordentlicher Bedeutung. Im Zweier mit wechselnden Partnern. Da ist die individuelle Anpassung ein wichtiger Gradmesser für das Leistungspotenzial und die physische sowie psychische Stärke. Das wird ein erster Höhepunkt im entscheidenden Abschnitt der Qualifikation.

Ist die Doping-Affäre ein Thema bei den Ruderern?

Urban: Seit der Wiedervereinigung ist kein Ruderer positiv getestet worden. Aber dadurch, dass die Kontrollen erhöht und schärfer geworden sind, kommt man mit dem Thema immer wieder in Berührung.

Wenn Sie sich nicht für das Rudern entschieden hätten, welche Sportart wäre Ihnen möglicherweise noch wie auf den Leib geschneidert?

Urban: Ich glaube, da wäre der Radsport infrage gekommen. Auf jeden Fall gilt für mich die Maxime, viel Fleiß und Ehrgeiz an den Tag zu legen. Hohe Qualität ist für mich absolut wichtig.