Sturm vs. Sato: Helden in Unterhosen
1114 Kilo verteilt auf 14 Kämpfer steigen am Samstag in den Ring. Felix Sturm ist leichter als Koji Sato.
Krefeld. Der Box-Ring wandert durch Krefeld in Richtung König-Palast. Nachdem Schautraining im Kaufhof am Mittwoch steht im Autohaus Borgmann an der Blumentalstraße das offizielle Wiegen auf dem Programm.
Endresultat: 1114 Kilogramm verteilt auf 14 Boxer steigen heute in den Ring. Weltmeister Felix Sturm hat am Gesamtgewicht nur einen kleinen Anteil. 72,1 Kilogramm wiegt der Leverkusener, Kontrahent Koji Sato 72,4 Kilo.
Es geht zu wie bei den Marktschreiern: Der Moderator ruft einen nach dem anderen in den Ring. Die Boxer ziehen sich aus und steigen auf die altehrwürdige, mechanische Personenwaage. Die graumelierten Herren Funktionäre der Boxverbände werfen einen prüfenden Blick auf die Anzeige und überlassen die Faustkämpfer in Unterhosen der Fotografen-Meute.
Mit Spannung erwarten die etwa 150 Schaulustigen schließlich den Auftritt von Felix Sturm. Er musste etwa zwölf Kilo abnehmen um noch als Mittelgewichtler durchzugehen. Aber der Gesichtsausdruck bei der Ankunft verrät schon: Kein Problem.
Wer allerdings böse Blicke und markige Sprüche à la Don King und Mike Tyson erwartet hat, wird enttäuscht. Wortlos aber höflich ist der Umgang.
Für Aufregung sorgt nur der Auftritt von Herausforderer Sato. Der kommt nämlich mit Mundschutz. Hat er etwa in der WZ von den Krefelder Feinstaub-Problemen gelesen? Weit gefehlt. "Sein Immunsystem ist ein wenig geschwächt. Wir wollen nicht riskieren, dass er noch krank wird", sagt sein Manager. Alles Taktik? Zumindest würde es in seine Tiefstapel-Taktik passen. "Ich habe das Gefühl, dass meine Chancen nicht sehr groß sein werden", hatte der Japaner unter der Woche gesagt.
Das Wiegen ist der dritte offizielle Termin in Krefeld bevor der erste Gong erschallt. Felix Sturm hat ein vielfaches der Zeit mit Händeschütteln, Reden und Lächeln verbracht, die er eigentlich im Ring steht. Das sind nämlich nur zwölf mal drei Minuten. Wenn überhaupt. So ist das eben im Boxen: ein Viertel Kampf - drei Viertel Show.
Bleibt nur zu hoffen, dass Sturm die Hände nicht schon vor dem Kampf weh tun - vom Autogramme schreiben.