Trampolin-WM: Schraube, Salto, sauber landen
Saskia Boesader verlässt sich in Quebec auf ihren Willen und kleinen Glücksbringer.
Krefeld. Liebevoll drückt Saskia den winzigen Teddybär an sich. Er wird sie auf ihre aufregende Reise begleiten. "Den hat mir meine kleine Cousine als Glücksbringer geschenkt", strahlt Saskia. Nur noch wenige Tage und es geht mit der Airline vom Frankfurter Flughafen in Richtung Kanada. Ein Abenteuer von der aller ersten Sekunde: "Ich saß noch nie in einem Flugzeug und dann direkt so eine lange Zeit." Saskia schluckt. Aber für ihren großen Traum nimmt sie auch diese Hürde in Kauf. Immerhin ist sie eine von 16 Jugendlichen im eigenen Land, die sich für die Trampolin-Weltmeisterschaft in Übersee qualifiziert haben.
Als die Krefelderin bei den deutschen Einzelmeisterschaften sprichwörtlich in aller letzter Sekunde die geforderte Punktzahl erreichte, war die Freude unbeschreiblich. Auch bei Mutter Simone, die ihre Tochter nur allzu gerne nach Quebec begleitet hätte. Doch der hohe Eigenanteil machte die Reise für eine weitere Person unerschwinglich. "So muss ich von zu Hause aus die Daumen drücken", sagt Simone Boesader etwas traurig, doch fügt zuversichtlich hinzu: "Saskia ist mit ihren zwölf Jahren schon ungeheuer selbstständig und sie weiß genau, was sie will." Das beweist die Ausnahmeturnerin vom TV Kempen mittlerweile regelmäßig in ihren Wettkämpfen. Erst am vergangenen Wochenende landete sie in der Schülerliga-Vorrunde ganz oben und qualifizierte sich damit für den Endkampf im Dezember. "Besser hätten die Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft wirklich nicht laufen können", strahlt sie.
Ihr außergewöhnliches Talent fürs Trampolin zeichnete sich schon früh ab. "Saskia hatte immer viel Power. Es gab kein Klettergerüst, das vor ihr sicher war. Je höher desto besser, das war ihre Devise schon als Kleinkind", blickt Simone Boesader zurück. Und schon damals kannte sie keine Angst, zum Leidwesen ihrer Mutter. "Obwohl noch nie etwas passiert ist, stehe ich jedes Mal vor dem Trampolin und hoffe, dass sie wieder heil runter kommt. Aber ich kann nichts anderes tun, als ihr zu vertrauen", weiß Boesader. Saskia dagegen ist sich ihrer Sache fast immer sicher. "Wenn ich eine Figur zum ersten Mal turne, habe ich schon ein mulmiges Gefühl", gesteht die Zwölfjährige. Mit der richtigen Körperspannung könne aber auch im unglücklichsten Falle nichts passieren, so die Krefelderin.
Insgesamt zehn Sprünge muss sie bei ihrer einstudierten Kür in Kanada hintereinander turnen. Respekt hat sie am meisten vor der Kombination M8, übersetzt: Schraube, Vorwärtssalto in den Rücken, Vorwärtssalto mit halber Schraube. Für ihre Altersklasse enthalte Saskias Kürprogramm einen ungewöhnlich hohen Schwierigkeitsgrad, erklärt Simone Boesader. Da komme es vor allem darauf an, sich im entscheidenden Moment voll zu konzentrieren und dann alles richtig zu machen. Dafür bleiben in der Regel nicht mal zwei Minuten.
Geboren: 28. Januar1995 in Krefeld Ihren ersten Sprung machte Saskia im Alter von sieben Jahren beim Fischelner SV, 2005 wechselte sie dann zum Kempener TV.