VfR-Präsident Thomas Schlösser: „Weiterer Aufstieg ist Utopie“
Im WZ-Interview spricht der Vorsitzende des VfR Fischeln, Thomas Schlösser, über die Zukunft des Vereins.
Krefeld. Das nächste Stadtduell in der Fußball-Niederrheinliga steht an. Noch drei Tage, dann steht Lokalderby zwischen dem KFC Uerdingen und dem VfR Fischeln auf dem Programm. Im exklusiven WZ-Interview spricht VfR-Vorsitzender Thomas Schlösser über den Saisonstart, die sportlichen Aussichten seines Klubs und das Derby. KFC-Präsident Lakis hatte seine Teilnahme am Gespräch eine Stunde vor dem geplanten Termin abgesagt und versäumte es damit, Stellung zu beziehen zu den Insolvenz-Vorwürfen.
Thomas Schlösser: Der 2:0-Sieg am Sonntag gegen Viktoria Goch war ein überzeugender Erfolg. Die Art und Weise hat mir sehr gefallen. Die Mannschaft hat dem Druck hervorragend stand gehalten. Ein Fehlstart hätte Unruhe gebracht. Es war mir klar, dass wir nach den Veränderungen des Kaders im Sommer (elf neue Spieler kamen, d. Red.) einige Spiele brauchen würden, damit die Rädchen ineinander greifen.
Schlösser: Wir gehen nach dem Sieg gegen Goch mit einem sicheren Gefühl ins Spiel. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns nicht abschlachten lassen, wie zuletzt beim 1:4 im Mai. Das hat uns viele Sympathien gekostet. Bei diesem Spiel lag ein Drei-Klassen-Unterschied zwischen den beiden Mannschaften, ganz anders wie am 11. September 2009, als es vor 7500 Zuschauern ein 1:1 gab. Es liegt an uns, diese Beliebtheit bei den Zuschauern wieder zu gewinnen.
Schlösser: Wir haben eine Blutauffrischung bewirkt und uns auf bestimmten Positionen verstärkt. Veli Velija ist über rechts eine echte Bereicherung. Stephan Maas ist ein Sympathieträger, der als Führungsspieler in der Abwehr sehr wertvoll ist. Ein Onur Özkaya soll unsere Torquote verbessern. Wir hatten schließlich nicht nur in der Vorsaison mit 40 Treffern eine schwache Torausbeute, sondern auch in den Spielzeiten in der Landesliga. David Machnik, der in der Rückrunde nicht spielen konnte, wird immer stärker. Die Neuen fühlen sich in Fischeln sehr wohl. Ich finde auch gut, wie schnell sich die A-Jugendlichen im Kader der ersten Mannschaft integriert haben.
Schlösser: Ich war bei der Auseinandersetzung dabei. Es war eine völlig verständliche Reaktion des Trainers, ihn zu suspendieren. Der Fehler liegt klar bei Ömer, zu dem ich ein gutes Verhältnis habe. Man kann bei uns in Fischeln aber über alles reden. Die Zeit heilt bekanntlich alle Wunden. Sportlich ist er eine Bereicherung.
Schlösser: Wenn alles glatt läuft, könnten wir am 15. Januar das neue Vereinsheim eröffnen - und dabei unsere Feier zum 90-jährigen Bestehen nachholen. Nach dem Kunstrasenplatz und kleinen Dingen wie die Anzeigetafel und das Sprecherhäuschen ist das neue Klubhaus ein weiterer Meilenstein auf dem Weg in eine gute Zukunft für den VfR. Es kann uns helfen, noch mehr Vereinsleben und Kameradschaftsgefühl zu entwickelt. Davon lebt unser Verein, das macht uns stark. Dies alles finanziell zu stemmen wird immer schwieriger, denn die Zuschüsse der Stadt für unsere Anlage reichen bei weitem nicht mehr aus. Die liegen auf dem Stand von 1992, in der Zeit sind allerdings die Energiekosten stark gestiegen. Die immer größer werdende Lücke muss der VfR stopfen. Dabei ist mein Verhältnis zum Sport- und Bäderamt perfekt. Dem Fachbereichsleiter Detlef Flick sind angesichts der Haushaltslage die Hände gebunden.
Schlösser: Wir sind ein Verein, der seinen Haushalt ausgeglichen hält und alle seine Zusagen einhält. Wir wollen auf der Jahreshauptversammlung mit Ergebnissen glänzen, nicht mit Zinsen für Guthaben auf dem Konto. Unser Etat beträgt in etwa ein Sechstel von dem des KFC (dieser nannte jüngst einen Jahresetat für 2010 von etwa 600000 Euro, d. Red.). Wir haben keinen einzigen Vertragsamateur in unseren Reihen, nur Amateure. Das ist einzigartig in der Niederrheinliga, soweit ich weiß.
Schlösser: Es gibt in diesem Jahr 19 Mannschaften in der Liga und dadurch einen Absteiger mehr. Im schlimmsten Fall können acht Teams absteigen, wenn aus der NRW-Liga entsprechend viele Vereine vom Niederrhein absteigen. Man sollte also mindestens Elfter in der Niederrheinliga werden, um wirklich gesichert zu sein. Es wird um Lichtjahre schwerer als in der vergangenen Saison. Ich glaube aber, dass wir das Potenzial haben, die Liga zu halten.
Schlösser: Ein weiterer Aufstieg ist für mich Utopie. Die Niederrheinliga ist für uns, Stand heute, das höchste der Gefühle. Für die nächsten drei bis fünf Jahre sollte unsere Zielsetzung sein, die Liga zu halten. Unsere Jugend ist dabei unsere Zukunft. Wenn wir es dort schaffen, den Sprung in die Niederrheinliga zu leisten, können wir uns in fünf Jahren noch einmal darüber unterhalten. Aber bis dahin ist es ein langer und steiniger Weg. In der NRW-Liga, für die der DFB zuständig ist, könnten wir ohne sehr große Anstrengungen nicht an der Kölner Straße spielen. Mein Ziel lautet, die erste Mannschaft in der Niederrheinliga zu etablieren, die Zweite zurück in die Bezirksliga zu bringen, mit der Dritten in der A-Liga zu spielen und die Vierte in der B-Liga zu haben. In der Jugend müssen wir es schaffen, mit allen Mannschaften Niederrheinliga zu spielen.
Schlösser: Ich habe schon auf der Jahreshauptversammlung gesagt, dass ich diesen Posten gerne, aber nicht ewig bekleiden möchte. Ich wurde vor kurzem für weitere drei Jahre gewählt. Ich bin nunmehr seit 25 Jahren für den VfR tätig, davon viele Jahre als Vorsitzender. Meine Legislatur endet 2013. Ich suche bereits einen Nachfolger. Dieser muss das Herz am richtigen Fleck haben, viele Kontakte haben und knüpfen wollen, und den Verein nach vorne in die nächste Generation bringen. Ich bin jetzt 47 Jahre alt, bin in meinem Beruf mehr denn je eingespannt. Ich möchte dann auch irgendwann mal kürzer treten.