SV Bayer Uerdingen Wasserball: Der krönende Abschluss einer großen Ära
Wasserballerinnen des SV Bayer Uerdingen sind deutscher Meister — zum sechsten Mal in Folge. Mit dem Trainerinnen-Duo beenden auch zahlreiche Spielerinnen ihre Karriere.
Krefeld. Es dauerte nur wenige Sekunden, da knallten nach dem Abpfiff schon die ersten Sektkorken gut hörbar durch den Aquadome. Champagner spritzte ins Becken, und auch die beiden Trainerinnen Sybille Kaisers und Pia Schledorn waren schon längst nicht mehr auf dem Trockenen. Im Wasser herzten sie ihre Spielerinnen, die wenige Augenblicke zuvor mit dem 11:10 im zweiten Finalspiel gegen Pokalsieger Nikar Heidelberg die sechste deutsche Meisterschaft in Serie an den Waldsee geholt hatten. Eine Humba im Becken, ein paar Jubelgesänge, daneben der Applaus der Zuschauer. Erinnerungsfotos mit den wuchtigen Trophäen.
Schledorn und Kaisers haben gemeinsam nun elf Titel gewonnen. Sie sind maßgeblich am Erfolg der Wasserballerinnen des SV Bayer 08 Uerdingen beteiligt, sie haben den Standort in den vergangenen Jahren zur ersten Adresse gemacht. Nun hören sie auf. Schledorn: „Es ist ein super Gefühl und eine Genugtuung, diese Titel gewonnen zu haben.“ Kaisers sagt: „Ich bin froh und euphorisch, dass der Plan aufgegangen ist. Wir wollten es im zweiten Spiel klar machen.“
Nun soll mehr Zeit für Freunde und Familie bleiben. Oder wie es Pia Schledorn ausdrückt: „Trainierst du noch, oder lebst du schon?“ Beratend begleiten, aber nicht mehr in der ersten Reihe stehen. Noch im Januar waren die Uerdingerinnen ihrem Finalgegner aus Heidelberg im Pokalendspiel unterlegen gewesen. Das Trainerteam reagierte, erhöhte das Pensum und die Intensität im Training. Kaisers begründet die Steigerung mit einer einfachen Formel: „Vor dem Erfolg hat der liebe Gott den Schweiß gesetzt.“ Am Samstag stellten die Uerdingerinnen die alte Hackordnung wieder her.
Spielerin Bianca Seyfert sagte nach dem Triumph: „Was kann man sich Schöneres wünschen? So habe ich mir das erträumt. Die Niederlage im Pokal hat uns stärker gemacht. Wir haben uns als Team zusammengerauft.“ Für Kapitänin Claudia Blomenkamp war es der sechste Meistertitel mit Bayer: „Wir sind trotz der harten Gangart des Gegners diszipliniert geblieben. Die Mannschaft ist über die Saison immer besser geworden. Wir haben am Anfang etwas gebraucht, um zusammen zu finden.“
Die Freude im Aquadome mischte sich auch mit Wehmut, denn neben den Ehrungen gab es nach Spielschluss auch einige Blumen und Abschiede. Nicht nur die Trainerinnen hören auf, auch eine Achse um Blomenkamp, die im Finalspiel mit 30 Jahren die Erfahrenste im Becken war, verlässt das Team. Die hauptberufliche Ärztin Anja Seyfert zieht sich zurück, ihre Schwester Bianca, die Torschützenkönigin der Saison, hat bereits eine Ausbildung begonnen. Auch Torfrau und Rückhalt Bianca Ahrens tritt zurück, konzentriert sich auf ihren Job als medizinische Fachangestellte.
Am Waldsee endet eine Ära nach einem perfekten Abschluss. Blomenkamp sagt: „Der Umbruch wird der Mannschaft gut tun. Die Jungen müssen jetzt ran.“ Rainer Hoppe, Abteilungsleiter Wasserball des SV Bayer, spricht sogar von einem „Neuanfang“, der nun folge. Der Olympia-Bronze-Gewinner von 1984 geht davon aus, dass noch die eine oder andere Spielerin in den nächsten Wochen ihren Abschied verkünden wird. Die Trainerstelle für die Damen hat er ausgeschrieben. Einen Niederländer und einen Kroaten habe er im Auge. Claudia Blomenkamp habe ihm hingegen bereits abgesagt. Hoppe: „Wir bieten hier ein Gesamtpaket samt Arbeitsplatz. Wir sind im Verein davon überzeugt, mit jungen Leuten zu arbeiten.“
Heidelberg, das an die Uerdingerinnen in dieser Saison zumindest sehr nah herangerückt ist, könnte in Zukunft zur neuen deutschen Nummer eins aufsteigen. So ist es nicht verwunderlich, dass die 19-jährige SV-Spielerin Belén Vosseberg den Augenblick besonders genoss: „Es ist für uns ein sehr emotionaler Titel. Trainerinnen und Spielerinnen gehen. Das Team wird nun deutlich verjüngt. Wer weiß, es war vielleicht vorerst unser letzter Titel.“