Zehnkampf: Michael Schrader - Leidenszeit ohne Ende

Zehnkämpfer Michael Schrader muss am Kahnbein operiert werden. Damit ist für den 23-Jährigen Olympia 2012 in Gefahr.

Uerdingen. Im Top-Team für die Olympischen Spiele in London 2012 ist Michael Schrader aus Uerdingen noch eine feste Größe. Doch der zweite Auftritt bei Olympia des mittlerweile 23 Jahre alten Zehnkämpfers nach Peking 2008 ist in großer Gefahr. In der kommenden Woche muss sich der gebürtige Duisburger beim Essener Mediziner Karlheinz Graff einer Operation am Kahnbein des rechten Fußes unterziehen.

„Die Durchblutung des Knochens ist nicht in Ordnung. Seit zweieinhalb Jahren geht es nun hin und her. Der Fuß wurde immer wieder instabil, dabei ist es nicht einmal sein Sprungfuß. Doch ganz genau Bescheid wissen wir erst nach der Operation“, erklärt sein Trainer Torsten Voss.

Vorbei ist damit natürlich auch die Chance, sich für die WM im südkoreanischen Daegu im August zu qualifizieren. „Wenn alles ohne Komplikation über die Bühne geht, wird Michael erst nach Weihnachten wieder richtig ins Training einsteigen“, sagt Voss, der sich nun erst einmal auf den Uerdinger Nachwuchs konzentrieren kann.

Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren stürmte Schrader mit 8522 Punkten als Sieger des internationalen Mehrkampf-Meetings in Götzis (Vorarlberg) in die Weltspitze. Der Deutsche Zehnkampf nach Kratschmer, Wentz, Hingsen und Busemann wartete damals sehnsüchtig auf einen neuen Hoffnungsträger — und der schien gefunden.

Doch genau so schnell wie der 8-Meter Weitspringer an die Spitze gelangt war, so verschwand er wieder, verfolgt von seiner zermürbenden Dauerverletzung. Die WM 2010 im Berliner Olympia-Stadion musste der Topathlet, den Fuß in Gips, von der Tribüne verfolgen. Nach langer Pause holte sich Schrader im Herbst vergangenen Jahres mit angezogener Handbremse und nur 8003 Punkten den Deutschen Meistertitel.

Doch die Leiden des jungen Uerdingers setzten sich fort, das Kahnbein machte ein geregeltes Training unmöglich. Die Besuche beim Freiburger DLV-Arzt Helmut Schreiber häuften sich. Noch im Dezember hatte Schrader in einem Interview vollmundig erklärt, sein großes Ziel sei es „der beste Zehnkämpfer der Welt zu werden“. Als der Uerdinger den ehemaligen DLV-Arzt Graff hinzu zog, empfahlen ihm beide Mediziner die Operation.

„Mit 23 Jahren ist Michael noch nicht zu alt für den Zehnkampf. Die Chance für 2012 bleibt, wenn der DLV ihn lässt“, sagt Voss. Sein Wechsel innerhalb des Bayer-Konzerns von Uerdingen nach Leverkusen hat sich bislang als Flop herausgestellt. Ein Deutscher Meistertitel in zwei Jahren — in der Vergangenheit viel zu wenig für Leverkusener Verhältnisse. Geduld ist also gefragt — und das in Zeiten, wo in Leverkusen die Euros lange nicht mehr so locker sitzen.

An seinem Trainingsstandort Uerdingen hat sich nichts geändert. Aqua-Jogging wird Schrader nach der Reha wieder wie gewohnt beim SV Bayer am Waldsee machen. In Leverkusen soll nun ein spezielles Laufband nachhelfen, das allerdings normalerweise nur den Fußballern wie Michael Ballack nach Operationen zur Verfügung steht.