Neue Nutzungs-Gewohnheiten Mediothek baut Arbeitsplätze aus
Das Haus am Theaterplatz stellt sich im digitalen Zeitalter auf zusätzliche Besucher und neue Nutzungs-Gewohnheiten ein.
Krefeld. Immer häufiger kommen Besucher in die Mediothek, um dort zu arbeiten oder zu lernen. Die drei Studios sind ständig belegt und auch die Einzel-Arbeitsplätze sind sehr gefragt.
„Deshalb werden wir noch dieses Jahr eine Etage weitgehend von Regalen leerräumen und dort weitere Arbeitsplätze einrichten“, sagt Leiter Helmut Schroers. Nicht nur mit neuen Medien, sondern auch mit zusätzlichen Angeboten versucht das Haus am Theaterplatz, das Interesse an der „Bücherei“ im digitalen Zeitalter hochzuhalten.
Kooperationen — wie die mit der Hochschule Niederrhein — und das große Interesse der Flüchtlinge sorgen für steigende Zahlen. Kulturdezernent Gregor Micus spricht vom „Wohnzimmer der Stadt“ oder dem „dritten Ort“ neben Wohnung und Arbeitsplatz. Um dem gerecht zu werden, muss die Mediothek mit der Zeit gehen.
Denn auch wenn sie am 1. April schon acht Jahre alt wird, gehört sie immer noch zu den modernsten kommunalen Mediotheken in Deutschland, ist Micus überzeugt. Man wolle sich bewusst davon lösen, nur ein Ort für die Ausleihe von Medien zu sein. Das gelingt unter anderem mit zahlreichen Veranstaltungen, zu denen allein im vorigen Jahr rund 6000 Besucher kamen.
Dazu gehört aber auch eine ständige Aktualisierung der Bestände und die weitere Digitalisierung. Als der Anschaffungsetat 2014 auf 154 342 Euro gekürzt wurde, brachen auch die Besucher- und Ausleihzahlen ein. „Wenn jemand eine Reise nach Australien plant und wir nur zehn Jahre alte Führer anbieten können, kommt der Besucher nicht wieder“, sagt Schroers. Und rechnet vor, dass die Mediothek rund 200 000 Medien besitzt.
Die Erneuerungsquote — wegen Abnutzung, Aktualität oder Verlust beträgt zehn Prozent. „Rechnet man nur 15 Euro pro Neuanschaffung, bräuchten wir einen Etat von 300 000 Euro jährlich. “ Seit vorigem Jahr sind es 206 200. Laut Haushaltsentwurf sollen es 2019 dann 300 000 Euro sein.
Ein Plus der Mediothek ist ihre Aufenthaltsqualität. „Bei der Planung waren wir ganz stolz, dass wir drei Lernstudios hatten. Heute könnten wir zehn oder mehr brauchen. Viele nutzen das W-Lan entweder mit eigenen oder von uns geliehenen Geräten“, sagt Schroers. Aus diesem Grund sei auch das Publikum deutlich internationaler geworden. „Viele Flüchtlinge nutzen die Arbeitsplätze aber auch Medien, um die Sprache zu lernen.“
Seine Stellvertreterin Evelyn Buchholtz berichtet in diesem Zusammenhang von einer Fortbildung für die Mitarbeiter, die Englisch für die Bibliothek lernen, um sich mit den neuen Kunden besser verständigen zu können. Die Anforderungen an die Mitarbeiter steigen aber auch in anderen Bereichen. So sind sie gerade bei der Beschaffung von Lizenzen für digitale Bücher oder Zeitungen oft mit juristischen Fallstricken beschäftigt.
Und für die Schüler und Studenten übernehmen sie zunehmend eine Lotsenfunktion. „Wir bringen den Jugendlichen Strategien für die Recherche im Internet bei oder erschließen ihnen seriöse Quellen“, sagt Buchholtz. Ein Angebot in den Stadtteilen, so wie die Uerdinger es sich immer noch wünschen, halten die drei nicht für realistisch: „Das können wir uns weder finanziell noch personell leisten, da würde die Qualität leiden.“ Moderne elektronische Angebote der Zentrale kämen hingegen allen Stadtteilen zugute.
Ein Traum wäre aber ein neuer vollelektronischer Bücherbus. „Mit dem könnte man in die Stadtteile, aber vor allem auch zu den Kindergärten und Schulen fahren, um noch mehr neue Nutzer für die Mediothek zu begeistern“, sagt Buchholtz.