Mehr Geld für Kinder in Not
Für erzieherische Hilfen braucht die Stadt acht Millionen mehr als geplant. Insgesamt sind es 40 Millionen Euro.
Krefeld. Immer häufiger sind Eltern selber nicht mehr in der Lage, ihre Kinder angemessen zu versorgen. Der Fachbereich Jugendhilfe bekommt das zu spüren.
„Die Hilfen werden intensiver und müssen oft auf Grund komplexer Familiensituationen auch länger als üblich gewährt werden“, berichtet Leiter Gerhard Ackermann. Wegen der gestiegenen Fallzahlen fehlen im Haushalt für dieses Jahr weitere rund 8,1 Millionen Euro.
Bislang stehen knapp 32 Millionen Euro für stationäre und ambulante Hilfen zur Verfügung, mehr als 23 Millionen davon für stationäre Hilfen. 561 Kinder mussten im Jahr 2012 in einem Heim oder einer Pflegefamilie untergebracht werden.
Zur langfristigen Reduzierung der Kosten und Erhöhung der Qualität wurde im Jahr 2009 eine Organisationsentwicklungsmaßnahme (OEM) mit anschließender Evaluation durch eine externe Beraterfirma beschlossen. Dieser Abschlussbericht liegt nun vor. Die vorgeschlagenen Umstrukturierungsmaßnahmen sind umgesetzt.
„Die erzielten finanziellen Einsparungen sind jedoch durch diverse Umstände wie das neue Bundeskinderschutzgesetz, extreme Kostensteigerungen bei den Pflegesätzen wie auch durch höhere Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst neutralisiert worden“, erläuterte Ackermann am Mittwoch im Jugendhilfeausschuss, wo erstmals der Bericht vorlag.
Auch die Kosten bei den stationären Hilfen sind danach gestiegen. Es musste bei mehreren Großfamilien mit sechs bis acht Kindern eine dauerhafte Unterbringung auf Grund von Kindeswohlgefährdungen veranlasst werden. Außerdem gab es in diesem Jahr drei Fälle richterlich angeordneter, geschlossener Unterbringung, die sehr kostenintensiv ist. Eine solche Maßnahme für sechs Monate kostet allein pro Person rund 75 000 Euro.
„In dem Mehrbedarf von mehr als acht Millionen Euro sind außerdem hohe Nachzahlungen für Vorjahre berücksichtigt“, sagte Dezernent Roland Schiffer. Durch personelle Probleme in der Wirtschaftlichen Jugendhilfe — häufiger Wechsel des Personals und langfristige Erkrankungen — hätten sich Rückstände aufgebaut. In diesem Jahr seien ein Teil abgearbeitet und vier Millionen Euro für erbrachte Leistungen aus den Vorjahren an freie Träger gezahlt worden.
Doch damit nicht genug. Laut des nun vorliegenden OEM-Berichtes fehlen in der Abteilung Familien 4,8 Stellen. Ackermann appellierte trotz Nothaushalts an die Politiker, der Besetzung zuzustimmen: „Wir haben die Verantwortung für Kinderschicksale.“