Gewalt beginnt mit Worten

Das Krefelder Netzwerk gegen häusliche Gewalt sensibilisiert Kinder für das Thema.

Krefeld. Wo fängt eigentlich Gewalt an? Nicht jedes Kind kann diese Frage beantworten. „Gerade junge Menschen sollten Gewalt erkennen, wissen wie sie sie verhindern und vor allem, wo sie Hilfe bekommen können“, sagt Thomas Aigner, Abteilungsleiter des Psychologischen Dienstes der Stadt. Aus diesem Grund leistet das Krefelder Netzwerk gegen häusliche Gewalt in diesem Jahr Präventionsarbeit für Kinder.

„Bei häuslicher Gewalt sind Kinder immer betroffen, auch wenn sie nicht direkt angegriffen werden“, sagt Aigner. Dietmar Siegert, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes geht noch weiter: „Das wirkt sich traumatischer aus, als würden die Kinder selbst Gewalt erfahren“, sagt er. Diese Hilflosigkeit sei zermürbend.

Um junge Menschen für das Thema zu sensibilisieren, hat das Netzwerk eine ganz besondere Ausstellung in die Krefelder Friedenskirche geholt. Das Konzept von „Echt fair“ wurde von der Berliner Interventionszentrale bei häuslicher Gewalt entwickelt.

„Die interaktive Ausstellung besteht aus sechs Säulen, an denen die Kinder an allen vier Seiten zu verschiedenen Themenschwerpunkten das gesamte Gewaltspektrum kennenlernen, dem Kinder ausgesetzt sein können“, erklärt Siegert.

Eingeladen wurden alle Schulformen in Krefeld, über 1100 Schüler schauen sich die Ausstellung in den nächsten drei Wochen an. Es gibt unter anderem Gucklöcher, Lautsprecher, Magneten, Rollenspiele, Schiebeelemente und Klapptafeln, die den Schülern verschiedene Situationen veranschaulichen und individuelle Einschätzungen fordern.

Mit einem Fragebogen ziehen die Schüler zu fünft von Säule zu Säule. Die elfjährige Hannah Gabbert hatte zunächst Angst, dass es langweilig werden würde. Jetzt ist sie positiv überrascht: „Das ist total spannend und kreativ gemacht“, sagt sie und ihre Mitschüler pflichten ihr bei.

„In der Klasse hört man immer nur: Nicht prügeln. Hier lernt man, dass Gewalt schon mit Worten beginnen kann“, sagt Lotte Littgen, elf Jahre. Klassenkamerad Tobias Rühl findet, dass Gewalt sonst immer verharmlost und heruntergespielt werde. „Hier sieht man mal, wie schlimm das wirklich ist.“

Auch wenn Lotte, Tobias und ihre Mitschüler nicht direkt betroffen sein mögen, so haben sie heute doch etwas gelernt. Die Schüler wissen nun, wo Gewalt anfängt. Das könnte schon bei der nächsten Auseinandersetzung hilfreich sein.