Mehr Sicherheit für Senioren auf dem Rad
Polizei startet Kampagne „Auf die Rente . . . Fertig . . . Los!“ Geführte Touren sollen Krefelder über 65 für Gefahren sensibilisieren.
Krefeld. Es ist der 30. Juli 2013, kurz vor 9 Uhr morgens. Ein 75-jähriger Radfahrer steht neben einem großen Lkw an der Ampel der Dreikönigenstraße/Ostwall. Beide kommen aus Richtung Königstraße, beide fahren los, als die Ampel auf Grün springt. Der Lkw-Fahrer biegt nach rechts ab, übersieht den Radfahrer und erfasst ihn. Der 75-Jährige stirbt noch auf dem Ostwall.
Es sind solche Unfälle, die die Krefelder Polizei auf den Plan rufen. „Die Entwicklung bereitet uns große Sorgen, deshalb starten wir diese Präventionskampagne“, sagt Volker Stahl, Leiter der Verkehrsinspektion. Titel der Aktion: „Auf die Rente . . . Fertig . . . Los!“
Die Zahlen sind alarmierend: Im vergangenen Jahr verunglückten in Krefeld 136 Menschen in der Altersgruppe ab 65 Jahren, davon 119 als aktive Verkehrsteilnehmer. 78 Senioren waren als Radfahrer unterwegs. Knapp die Hälfte von ihnen verschuldete den Unfall selbst. Darüber hinaus kamen vier Menschen 2013 bei Verkehrsunfällen ums Leben. Alle waren älter als 65 Jahre. Und alle starben bei Abbiegeunfällen. Drei von ihnen waren mit dem Fahrrad unterwegs. „Senioren sind häufiger in Verkehrsunfälle verwickelt als andere Altersgruppen“, so Stahl.
Um das zu ändern, bietet die Polizei geführte Fahrradtouren durch die Innenstadt, Hüls und Fischeln an. Ziel ist es, gefährliche Verkehrsbereiche anzufahren und die Probleme vor Ort zu erläutern. Dabei werden auch die Gefahren des sogenannten toten Winkels erklärt.
Die Touren dauern anderthalb bis zwei Stunden. Sie enden mit Kaffee und Kuchen im Polizeipräsidium. Dort gibt es noch einen Kurzvortrag zur Vertiefung. Vor allem in Bürger- und Sportvereinen sowie Altenclubs soll für die Touren geworben werden.
Zu den Fehlern, die Radfahrer besonders häufig machen, gehört laut Stahl, dass Straßen und Gehwege statt der Radwege genutzt werden. Fehler beim Abbiegen und das Fahren trotz roter Ampeln fallen der Polizei ebenfalls oft auf. Ein Vorurteil hat sich bei den bisherigen Führungen übrigens als falsch erwiesen. „Die Senioren sind nicht beratungsresistent“, sagt Stahl. „Prävention kommt viel besser an als Repression.“