Mehrtägiger Rede-Marathon zum Uerdinger Kohlekraftwerk

An acht Tagen werden im Seidenweberhaus die Anträge von Trianel und die 23 unterschiedlichen Einwendungen erörtert.

Krefeld. 2000 Sitzplätze stehen zur Verfügung, wenn die Bezirksregierung ab 20. September die Planer des Uerdinger Steinkohlekraftwerks und dessen Gegner im Seidenweberhaus zusammenbringen will. Die Düsseldorfer Behörde lädt zum Erörterungstermin, bei dem vor allem die Bedenken und Kritikpunkte konkretisiert, aber auch Bauherr Trianel Erklärungen liefern soll. Zwar gibt es nur 23 Einwendungen, die sich inhaltlich unterscheiden. Einer davon ist allerdings von rund 22 250 Bürgern unterschrieben worden - die Umweltverbände hatten die Möglichkeit dazu geboten.

Nach dem Erörterungsverfahren werden nach Ansicht von Trianel im Frühjahr 2011 positive Bescheide erfolgen: Ein erster Vorbescheid, der die grundsätzliche Genehmigungsfähigkeit bescheinigt, und eine erste von etwa vier Teilgenehmigungen, so dass mit den Bauvorbereitungen begonnen werden könnte.

Martin Hector, Geschäftsführer der Trianel Kohlekraftwerk Krefeld Projektgesellschaft, lässt auch angesichts der angekündigten Laufzeitverlängerung bei Atomkraftwerken keinen Zweifel daran, dass das Projekt weiterverfolgt werde. So lange alte Kohlekraftwerke in gleichem Umfang abgeschaltet würden, sei dies in Ordnung. Allerdings seien die Auswirkungen aus der Laufzeitverlängerung schon enorm. "Das kostet uns einen dreistelligen Millionenbetrag", ist Hector überzeugt.

Der Trianel-Geschäftsführer schließt auf Nachfrage auch ein Gas- und Dampfkraftwerk als Alternative nicht völlig aus. Allerdings nur, wenn dies letztlich wirtschaftlicher sei. "Bei den Baukosten bedeutet das den Faktor zwei, und Gas ist gegenüber der Steinkohle auch doppelt so teuer." Zudem unterliege der Gaspreis extremen Schwankungen, und es gebe (noch) die Bindung an den Heizölpreis, erinnert Hector.

Das Umschwenken auf einen anderen Brennstoff hätte auch ein komplett neues Genehmigungsverfahren zur Folge. Es ist fraglich, ob das ins Trianel-Konzept passt, bis Mitte des Jahrzehnts fertig zu sein. In Lünen, wo Trianel ebenfalls ein Kraftwerk errichtet, ist längst mit dem Bau begonnen worden, obwohl beide Projekte vor dreieinhalb Jahren zeitgleich geplant wurden.

Vom 20. bis 23. und 27. bis 30.September steht das Seidenweberhaus nun im Zeichen der Kritiker. Und der Behörden. Knapp 45 seien beteiligt, sagt der Verwaltungsrechtsexperte Dr. Christoph Riese. An den acht Tagen hätten die Einwender die Möglichkeit, ihre Bedenken genauer auszuführen. Aber auch Trianel könne bei dieser Gelegenheiten präzisieren oder Bedenken ausräumen. "Wir wollen auf alle Fragen im Genehmigungsverfahren eine Antwort finden", sagt Martin Hector. Trianel geht von einer Genehmigung mit Auflagen aus - das sei so üblich.