Mies-Museum auf Zeit
Ein Entwurf des Architekten wird ab Mai als begehbares Modell auf dem Egelsberg stehen. Es kostet 850 000 Euro.
Krefeld. Auf einer Wiese am Egelsberg wird im Mai 2013 ein Stück Architekturgeschichte auferstehen. Ludwig Mies van der Rohes nie realisierter Entwurf für ein Golfclubhaus soll dort als Modell aufgebaut werden — in Originalgröße und keine 100 Meter vom damals geplanten Standort entfernt.
Das kreuzförmige Objekt wird an seinen Achsen 80 mal 80 Meter groß und begehbar. „Es soll wie eine gebaute Skizze aussehen“, sagt Christiane Lange, Kunsthistorikerin und Vorsitzende des federführenden Vereins Mies van der Rohe in Krefeld (MIK).
Das Modell soll weder Türen noch Fensterscheiben haben, aber „komplett räumlich erfahrbar“ sein. Von der Kuppe, auf der es steht, eröffnen sich Ausblicke in die Landschaft. Im Oktober soll der Bau wieder spurlos verschwinden.
Am Freitag konnte Lange verkünden, dass die nötigen Gelder beisammen sind. Mit Begleitprogramm soll das Projekt 850 000 Euro kosten, weit mehr als die Hälfte stammt von privaten Spendern. Die Kulturstiftung der Sparkasse steuert 100 000 Euro bei, die Kulturstiftung des Bundes beteiligt sich mit 240 000 Euro. „Das ist die höchste Förderstufe“, sagt Lange, deren Familiengeschichte mit Mies van der Rohe verknüpft ist — ihr Urgroßvater war der Bauherr von Haus Lange.
Um das ehrgeizige Projekt, das bei seiner Verkündung im Juli 2011 ein breites Medienecho fand, war es zuletzt still geworden. Der ursprünglich geplante Termin Mai 2012 konnte nicht gehalten werden. „Baukosten gingen in die Höhe, Förderer in die Knie“, sagt Lange. Doch die Macher blieben hartnäckig.
Mit ihrem Konzept verfolgen sie neue Wege. Einen ungebauten Architekturentwurf am Originalstandort als Modell erfahrbar zu machen, das habe es weltweit noch nicht gegeben, sagt der Verein. Die Initiatoren hoffen, neben interessierten Krefeldern auch Architekturfreunde aus ganz Deutschland und dem Ausland anlocken zu können.
Dazu wird derzeit ein Begleitprogramm mit Vorträgen, Symposien, Führungen und Filmpräsentationen entwickelt, vieles soll auch vor Ort am Egelsberg stattfinden. Kooperiert wird unter anderem mit den Kunstmuseen und der Hochschule. Der bedeutende belgische Architekt Paul Robbrecht übernimmt die Ausgestaltung der 80 Jahre alten Golfclub-Pläne.
All dies soll in Krefeld eine Diskussion über Architektur anregen. Nach außen soll die Stadt, in der drei Bauten Mies van der Rohes stehen, wieder international auf die Landkarte kommen. „Wir wollen Krefeld Lust darauf machen, besser zu sein“, erklärt Christiane Lange.
Die Bodenarbeiten am Egelsberg sollen — wenn kein Frost dazwischen kommt — im Februar beginnen. Im Mai wird das „mobile Museum“ in Betrieb gehen. Es besteht vor allem aus Holz und ist in Weiß gehalten. „Es wird Tag und Nacht zugänglich sein“, sagt Lange. „Wir arbeiten an Sicherheitskonzepten.“
Dass der komplette Bau im Oktober wieder verschwindet, steht laut Lange zu hundert Prozent fest. Allerdings gibt es Überlegungen, Teile des Modells später für andere Architekturprojekte zu verwenden. „Unser Wunsch ist, dass daraus in Krefeld ein Ort entsteht, an dem man über Baukultur sprechen kann.“