Weltreise Mit dem Motorrad durch den Iran
Krefeld · Silke und Jan Neumann sind seit einem Jahr auf Weltreise. Für paar Tage machten sie Zwischenstopp in Krefeld.
Zwischenstopp in Krefeld: Genau ein Jahr ist her, dass Silke und Jan Neumann mit ihren Motorrädern und dem Kitty-Mobil von Traar aus zu ihrer Weltreise aufgebrochen sind. Am Dienstag sitzen sie für wenige Stunden wieder im selben Café und erzählen von den vergangenen Monaten, ihren Begegnungen mit fremden Menschen und Kulturen und von einem besonderen Geschenk aus Tausend und einer Nacht , das sie Jans Eltern zur Goldhochzeit machen wollen. Am heutigen Donnerstag fliegen sie zurück ins bulgarische Sofia und am Freitag weiter nach Dubai. Dort ist ihr Gepäck deponiert. „Von da aus geht es am 28. März weiter in den Iran, wo unsere beiden Maschinen stehen“, erzählt Silke Neumann.
Viele ihrer Freunde und anfangs auch ihre Familien haben sich Sorgen gemacht. „Kommt nur unbeschadet zurück“, hatten sie ihnen mit auf den Weg gegeben. „Wir waren drei Monate schon dort und wollen jetzt wieder für zwei Monate hin.“ Negative Erlebnisse haben sie laut ihren Erzählungen bis auf ein einziges Mal mit einem Taxifahrer nicht gehabt. Im Gegenteil. „Wenn die Menschen bemerken, dass eine Frau Motorrad fährt, werde ich fotografiert und in vielen Fällen auf der Internet-Plattform Instagram“, erzählt die 42-Jährige. Für einheimische Frauen ist das verboten, ausländische Frauen dürfen es, wenn sie sich an den vorgeschriebenen Kleider-Code und die Benimm-Regeln des islamischen Landes halten.
Eine Hochzeitsreise wie aus Tausend und einer Nacht
Es gefällt den beiden so gut im Iran, dass sie Jans Eltern zu deren Goldhochzeit im April eine Reise dorthin vorgeschlagen haben. „Und sie haben zugestimmt“, sagt der 45-Jährige glücklich. 76 ist seine Muter, 81 Jahre alt sein Vater. „Wir haben für sie die schönsten Hotels gebucht mit viel Glitzer, mit Picknick in der Wüste unterm Sternenhimmel das kompeltte Programm „Ali Baba und Märchen aus Tausend und einer Nacht“.
In Verbindung mit dem Rest der Welt sind die beiden Weltreisenden übers Internet. „Das ist überall besser als in Deutschland“, erzählt Jan Neumann. Während es in Deutschland oftmals Funklöcher gebe, hätten die beiden schon im „Nirgendwo“ gesessen und Zugang ins Netz gehabt. Ob in Russland und der Ukraine, wo sie im vergangenen Juni zur Fußball-Weltmeisterschaft waren, in Bulgarien oder in der Wüste, überall klappe es besser als zu Hause.
Inzwischen händelt das Paar auf seinen Reisen das Meiste über seine Handys. „Es ist zwar auch erschreckend, wie abhängig wir vom Internet sind, aber andererseits klappt die Sprachübersetzung, die Navigation und selbst das Fotografieren inzwischen so gut darüber, dass wir die zusätzlichen Geräte wie Kamera, klassisches Navigationsgerät und auch gedruckte Reiseführer nicht mehr brauchen“, sagt Silke Neumann.
Sie weiß, wovon sie spricht. Sie schreibt von unterwegs für den gemeinsamen Blog auf ihrer Internetseite „TaveLove“, für Reise- und Biker-Magazine und Jan Neumann dreht Video. Demnnächst auch mithilfe einer Drohne. Die hat er bei einem Guide gesehen, als sie die Wüste Lut im iranischen Hochland mit ihren zwei Führern im Auto erkundet haben. Die Dünen dort sind bis zu 400 Meter hoch, Motorräder würden dort steckenbleiben. „Wie schön diese Landschaft ist, haben wir erst aus der Höhe durch die Drohne gesehen“, erzählt Jan Neumann. Eine Woche zuvor hatten sie noch einen „Sternschnuppen-Regen“ in einem fernen Bergdorf gesehen. Jetzt steht eine Drohne auf seiner Wunschliste.
Das nächste große Etappenziel
ist China und die Mongolei
Seit einem Jahr sind die beiden Motorrad-Fans nun ohne festen Wohnsitz. Ein Auslandskrankenschein sichert die medizinische Versorgung, jeder von ihnen hat inzwischen drei deutsche Reisepässe. Weshalb, das erklärt Silke Neumann sofort: „Weil sich die Fristen für manche Visa überschneiden, man manche Visa nur im Heimatland bekommt und manche Visa bei anderen Staaten nicht so gut ankommen. Ja, man darf mehrere Pässe haben, man muss nur schriftlich begründen, warum man die wirklich braucht.“
Schwieriger ist das schon beim dem Versicherungsschutz. Das Paar hat eine Langzeit-Auslandsreisekrankenversicherung abgeschlossen, für fünf Jahre im Voraus. Im Gegensatz zur herkömmlichen, bei der man nur bei Auslandsaufenthalten für sechs Wochen am Stück, versichert ist, ist der Versicherungsschutz hier umfassend. Mit einer Einschränkung: „Pro Versicherungsjahr sind wir nämlich nur sechs Wochen im Heimatland krankenversichert.“ Deshalb haben sie von ihrem Heimaturlaub ab Mitte Januar – mit Reisevorträgen in verschiedenen Städten – zwischendurch eine Pause gemacht mit einem Abstecher in die Türkei und nach Fuerteventura.
Für dieses Jahr haben sie noch viel vor. „Wir fahren von August bis Oktober mit den Motorräder nach China“, erzählt Silke Neumann. Auch für geübte Motorradfahrer eine Herausforderung. Darüber wollen sie bei einer Tasse Kaffee mehr erzählen, im nächsten Jahr in einer Bäckerei in Traar.