Gericht Mordprozess: Angeklagter reagiert aggressiv

Der 52-Jährige, der einen Obdachlosen erstochen haben soll, äußert sich vor Gericht zur Tat.

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Krefeld. Als freundlichen Menschen, der unter Alkoholeinfluss auch schon mal laut, aber nie gewalttätig geworden sei — so beschreiben seine Nachbarn und Freunde den 52-jährigen Krefelder, der im Januar einen Obdachlosen in seiner Wohnung mit 114 Messerstichen getötet haben soll.

Der Angeklagte, der bei Prozessauftakt noch geschwiegen hatte, stimmte am Freitag beim zweiten Verhandlungstag vor dem Landgericht dem psychologischen Gutachten zu. Das attestiert dem 52-Jährigen unter anderem, er trinke seit seinem 16. Lebensjahr regelmäßig und habe deshalb bereits mehrfach den Führerschein verloren. Auf die Versuche des Vorsitzenden Richters Herbert Luczak, sich ein Bild von der Tat zu machen, reagiert der Angeklagte schnell aggressiv. „Ich sag’ nichts mehr, die sind mir zu blöd, die Fragen“, wirft der Krefelder dem Richter vor. Sein Anwalt muss ihn häufig besänftigen. Sein Mandant werde schnell jähzornig, wenn er falsch verstanden werde, erklärt der Anwalt.

Nur mühsam gelingt es Richter Luczak, den Angeklagten dazu zu bringen, den Tagesablauf am Tag der Tat zu beschreiben: Am 5. Januar, einem Dienstag, habe er in Mönchengladbach einen Behördengang erledigt, erzählt der Krefelder. Auf dem Rückweg habe er am Nachmittag am Bahnhof sein späteres Opfer, einen 56-jährigen Obdachlosen, getroffen. Gemeinsam seien sie nach Krefeld gefahren, um dort in der Wohnung des Angeklagten stundenlang Bier zu trinken.

Dort sei es im Laufe der Nacht auch zum Streit gekommen. Darin ging es um die Tochter des Angeklagten, die der 56-jährige Besucher auf einem Foto in der Wohnung gesehen hatte. Er habe den Angeklagten daraufhin mit einem Messer bedroht und aufgefordert, seine Tochter anzurufen und mit ihm zu verkuppeln. „Wie soll ich sie mit einem Messer am Hals anrufen?“, habe der Angeklagte darauf erwidert und, als der 56-Jährige von ihm abließ, statt seines Handys ein Messer geholt. Laut Anklage hat er sein Opfer anschließend mit 114 Messerstichen so schwer verletzt, dass der 56-Jährige noch vor Ort verstarb.

Auch die Zeugen, unter ihnen eine Nachbarin des Angeklagten und deren Schwester, berichten vor Gericht übereinstimmend von einem Streit. Die beiden Frauen wollen zwei Männerstimmen und die Sätze „Ich bringe dich um“ und „Es tut mir leid“ vernommen haben. Ein dritter Zeuge, ein mit dem Angeklagten befreundeter Mann, erzählt, er sei von diesem in der Nacht um 0.57 Uhr angerufen worden. „Was soll ich machen?“, habe der Angeklagte ihn gefragt und berichtet, es läge ein Toter in seiner Wohnung.

Schnell sei er zur Wohnung des Angeklagten an der Sternstraße gekommen und habe den Toten gesehen und auch, dass der Angeklagte voller Blut war. Er habe dann mit Hilfe einer Nachbarin, die ebenfalls als Zeugin auftrat, die Tochter des Angeklagten verständigt. Die habe dann die Polizei alarmiert, vor Gericht aber ihre Aussage verweigert.

Die Verhandlung wird am 12. August fortgesetzt.