Meinung Parteichef Klaer agiert klug
Dass die SPD Krefeld einen eigenen Kandidaten ins Rennen schickt für den Bundestagswahlkreis mit Krefeld-Nord, Neukirchen-Vluyn und Moers, ist keine Überraschung. Eher die Tatsache, dass es nach WZ-Informationen definitiv nicht Ralph-Harry Klaer sein wird.
Trotzdem, oder gerade deshalb, machen der Parteichef und seine SPD in dieser Frage alles richtig. Nach dem Abgang des Schwergewichts Siegmund Ehrmann ist es wichtiger denn je, Krefelder Interessen zu wahren. Das kann ein SPD-Vorsitzender besser beeinflussen als ein Kandidat. Klaer agiert klug.
Spekulationen um hiesige Namen sind müßig, denn es geht um Krefeld, nicht um Köpfe. Um Strategie, nicht um persönliche Ambitionen. Wie im Wahlkreis mit dem Rheinkreis Neuss haben die hiesigen Genossen zu wenig Delegierte, um einen eigenen Kandidaten durchzusetzen. Die vordringliche Frage ist für die Krefelder SPD deshalb nicht, wo ein Anwärter wohnt, sondern ob er Krefelds Wohl im Auge hat. Das kann auch ein Genosse aus den Nachbarstädten sein.
Der erfahrene Klaer hat den jungen Kollegen Rene Schneider vom Unterbezirk Wesel erstmal fünf Kandidaten aus Moers und Neukirchen-Vluyn nominieren lassen. Vielleicht war er sogar überrascht über den Vorstoß, aber er dürfte ihm grad Recht gewesen sein.
Denn was er in Ruhe begutachten kann, wird ihm gefallen. Auf der einen Seite sind geeignete Genossen darunter, auf der anderen wäre ein guter Anwärter aus Krefeld in dieser Runde nicht chancenlos.
Zu den Personen: Dem fleißigen Andreas Albrecht aus Kapellen fehlt das politische Gewicht, Sabine Groß die Bekanntheit und Silvia Rosendahls Nachname scheint zu sehr mit internen Grabenkämpfen der Moerser SPD verwoben, um Mehrheiten generieren zu können. Bleiben der engagierte und bestens vernetzte Jugend- und Sozialpolitiker Atilla Cikoglu (39 Jahre) und die versierte Kommunalpolitikerin Elke Buttkereit (49). Immerhin Fraktionsvorsitzende in Neukirchen-Vluyn und, was mit Blick auf eine Listenplatzierung und die Quotenregelung strategisch wichtig ist, eine Frau. Beide dürften ihre Aufgaben in der Tradition Ehrmanns auch im Sinne Krefelds erfüllen.
Oder eben ein hiesiger Kandidat mit nachvollziehbaren Beziehungen zu Moers und Neukirchen-Vluyn. Die Krefelder SPD agiert aus einer guten Position heraus. Herausforderung: Sie muss jetzt den Spagat zwischen Eigenambitionen und Einigung der SPD-Basis im Wahlkreis schaffen.