Mordprozess wird neu aufgerollt

Das brutale Verbrechen an einem jungen Krefelder wird wohl ab Mitte des Jahres verhandelt.

Foto: NN

Krefeld. Der Mord an einem 33-jährigen Krefelder wird in diesem Jahr vor Gericht neu aufgerollt. Alexander Ivanov ist Ende April 2012 brutal getötet worden, die Leiche wurde im Schlosspark in Düsseldorf-Eller verscharrt.

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Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft ist der aus Russland stammende Mann in seiner Wohnung an der Bückerfeldstraße von Landsmann Alexander F. (41) getötet worden. Gegen ihn ist bereits im vergangenen Jahr wegen Mordes und eines anderen Tatvorwurfs vor dem Düsseldorfer Landgericht verhandelt worden. Dann aber wurde der Krefelder Fall wegen seiner Komplexität abgetrennt. Voraussichtlich Mitte dieses Jahres, so schätzt Staatsanwalt Christoph Kumpa, soll es nun einen neuen Anlauf geben.

Gerd Hoppmann, Leiter der Mordkommission

Eilig hat es die Justiz nicht, denn der 41-Jährige sitzt ohnehin in Haft — wegen eines blutigen Messer-Angriffs auf einen Düsseldorfer Immobilienmakler und dessen Frau. Das Urteil gegen ihn — zehn Jahre Freiheitsstrafe — ist mittlerweile rechtskräftig, da der Bundesgerichtshof die von F. beantragte Revision verworfen hat.

Ab Sommer soll das Verfahren nun neu aufgerollt werden. „Es ist mit einer Vielzahl von Verhandlungstagen zu rechnen“, sagt Kumpa. Dies ist auch der Grund, warum die zuständige Kammer des Landgerichts das Verfahren abgetrennt hat. Während des Prozesses im vergangenen Jahr hatte sich abgezeichnet, dass er sich in der gebotenen Zeit nicht umsetzen lässt.

Alexander Ivanov starb vermutlich einen qualvollen Tod. Das vermuten die Ermittler, seit sie am 18. September 2012 den Leichnam abseits der Wege im Schlosspark Eller freilegten. Ein Hund hatte zunächst einen skelletierten Fuß gefunden, woraufhin mit der Suche begonnen wurde. Der komplette Schädel des stark verwesten Körpers war mit Gewebeband umwickelt. Es blieb unklar, ob Ivanov erstickte oder an den zahlreichen Stichverletzungen starb, die an dem Leichnam nachgewiesen werden konnten.

Auch wenn es dort keine forensisch nachweisbaren Spuren gibt, glaubt die Staatsanwaltschaft, dass der 33-Jährige in seiner Wohnung an der Bückerfeldstraße 6 starb. Der alleinstehende Mann, der offenbar von gelegentlichen Fahrzeugtransfers nach Osteuropa lebte, war in Deutschland von niemandem vermisst worden. Nur die Familie in Russland hatte sich gewundert, warum er im Mai nicht wie vereinbart zu Besuch kam. Die Hausverwaltung löste nach Ausbleiben der Mietzahlungen irgendwann den Hausstand des Mannes auf, reinigte die Wohnung, Nachmieter zogen ein — da war eine Bluttat nicht mehr nachweisbar.

Dennoch glauben die Fahnder fest daran, dass Ivanov in seiner Wohnung von F. getötet worden ist. Die Krefelder Mordkommission ermittelte, dass der Leichnam in dessen Auto nach Düsseldorf-Benrath transportiert worden ist. Dort wurde der Wagen nach dem Messerangriff auf den Immobilienmakler und dessen Frau im August 2012 gefunden, F. wurde gestellt. In der Wohnung des 41-Jährigen wurden Ausweispapiere des Russen gefunden, so dass klar war, dass es eine Verbindung geben musste.

Allein: Ivanov war zu diesem Zeitpunkt nicht auffindbar. Eine skurrile Situation für die Polizei. „Wir hatten einen Täter, aber kein Opfer“, so der Leiter der Mordkommission, Gerd Hoppmann. Erst durch den Fund des Fußes und des Leichnams schloss sich der Kreis.

F. hat die Tat bislang stets geleugnet. Im Prozess sollen nun zahlreiche Zeugen gehört werden, um den Vorwurf zu untermauern.