Narren nehmen Politik auf die Schippe

Rund 150.000 Zuschauer sind auf Krefelds Straßen unterwegs. Die Polizei muss erst nach Zugende mehrmals eingreifen.

"Im Sonnenschein!" ist ein geflügelter Wunsch in Kreisen der Krefelder Prinzengarde, an den in den vergangenen Tagen kaum noch jemand geglaubt hat. Offenbar nützt er doch: Als sich der Rosenmontagszug am Sprödentalplatz in Bewegung setzt, lugt das Gestirn hinter den Schneewolken hervor. Als der prächtige Prinzenwagen mit Christian I. und Ursula IV. als Schlusslicht des zweieinhalb Kilometer langen Lindwurms auf das Rathaus zurollt, hellte sie die Szene vollends auf.

Zugteilnehmer wie -zuschauer werden für das trotzige Ausharren belohnt. Als der Zug sich wieder auflöst, ist alles wieder grau. Immerhin brauchen die zwanzig Kapellen im "Zoch" nicht "Leise rieselt der Schnee" zu spielen, sondern können schnellere Rhythmen zum Aufwärmen spielen. Drei Musikgruppen kommen von weit her, aus Lübeck, aus Munster nördlich von Hannover und erneut die "Joekskapel" aus dem niederländischen Lottum auf ihrem Freiluftwagen.

Die Prinzengarde mit ihren prächtigen Wagen und mit Dreispitz gekrönten Uniformen, den Geschützen und Kaltblütern als Vorhut des Tollitätenwagens musste am Rosenmontag um das Prädikat der größten Gruppe im Krefelder Zug bangen. Der Sportverein CSV Marathon, der die Hundert feiert, kam "mit fast alle Mann vorbei", die Cheerleader inklusive.

In Kostümen von "Shaun das Schaf" läuft der Fischelner Freundeskreis im Zug mit. Viele heiße Themen werden im "Zoch" aufgespießt: Auf einem Mottowagen der Oraniendorfer rettet der "Harry Potter vom Niederrhein", mit Zauberkraft die Dio-Spitze, Grundstückgeschäfte nimmt die Hexentruppe beim "KR-onopoly" aufs Korn und die Jecken Coyoten warnen: "Krefeld liegt schon bald am Meer".

Jahreszeitlich etwas zu früh sind die liebevoll gestalteten Eistüten angetreten. Gleich mit vier Wagen ist die KG Mösche Männekes im Zug vertreten, so mit einem übergroßen Ailton, der beim KFC das Sommermärchen einläuten soll. Der bisher lädierte Fußballer steigt persönlich jedoch erst am Rathaus zu seiner Mannschaft auf den Wagen.

Nicht deswegen, sondern vielmehr wegen der diesjährigen Minister sollten die Fußballer sich Sorgen um ihre Kicker-Zukunft machen. Mit ihrem tierischen Festwagen drohen sie dem Stadion mit Abriss: "Grotenburg wir kommen". Unterstützt werden sie von den Doctores humoris causa, die den Zoodirektor als ihren Neuen vorzeigen. Ihre Muttergesellschaft "Uzvögel" hat das diesjährige Motto "Krie-ewel - schüen on jeck" offenbar nicht ganz verstanden. Sie präsentieren "Frauen schön, Männer jeck". Erfrischend humorvoll und ehrlich sind die Teilnehmer aus dem Altenheim Dreikönigenhaus. Ihr Motto: "Je oller, je doller".