Neue Chance für das Kunstdepot
Binnen eines Tages überdenkt die CDU ihr kategorisches Nein. Die Grünen warnen vor „unüberlegten Schnellschüssen“.
Krefeld. Gute Nachrichten für die Krefelder Kunstmuseen: Die CDU überdenkt offenbar ihr kategorisches Nein zu einem dauerhaften Depot für die städtischen Kunstschätze. Im Bauausschuss am Donnerstag drangen die Grünen mit ihrem Appell durch, auf „unüberlegte Schnellschüsse“ zu verzichten: Das würge eine Diskussion ab, die „nicht einmal richtig begonnen hat“, erklärte Heidi Matthias. „Über eine in mehr als 100 Jahren gewachsene Sammlung sollten wir nicht im Hauruck-Verfahren entscheiden.“
Dieser Argumentation wollte sich auch die CDU nicht verschließen. Nun soll die Verwaltung zunächst ein Depotkonzept erarbeiten und Fragen zur benötigten und vorhandenen Fläche beantworten. Möglicherweise könne auch eine städtische Liegenschaft als Lager für Kunstmuseen, Museum Burg Linn und Textilmuseum dienen, spekulieren die Grünen.
Zunächst vom Tisch scheinen hingegen die Forderungen, die die Fraktionschefs Wilfrid Fabel (CDU), Joachim C. Heitmann (FDP) und Ralf Krings (UWG) noch einen Tag zuvor formuliert hatten. „Keine Anmietung für Depotzwecke“, hatten sie erklärt. Um Platz zu schaffen, sei stattdessen der Verkauf von Möbeln und Keramik aus der Sammlung zu prüfen. Diese Forderungen wurden nun weder vertieft noch beschlossen, der Kulturausschuss soll darüber beraten.
CDU-Sprecher Philibert Reuters übte lediglich Kritik daran, dass der Frage nach der Lagerung der Kunst im Vorfeld des Umbaus zu wenig Beachtung geschenkt worden sei. Klaus Kokol (SPD) hielt dagegen: „Schon im Jahr 2000 war klar, dass dem Museum Depoträume fehlen.“
Auch der Ausschussvorsitzende Jürgen Wettingfeld (CDU) begrüßte den Grünen-Antrag. Er trat aber der Kritik an der Politik entgegen, die Museumsdirektor Martin Hentschel in der WZ geäußert hatte („Schilda lebt“): „Es steht ihm nicht zu, ehrenamtliche Politiker als Schildbürger zu diskreditieren. Das gehört sich nicht.“
SPD-Sprecher Hans Butzen hingegen nahm Hentschel in Schutz: Es sei „die Schlichtheit des Antrags von CDU, FDP und UWG“, die den Museumschef zu seiner Kritik an der Politik veranlasst hätte, stellte Butzen fest.
Für Empörung sorgte in der Debatte eine Äußerung von UWG-Politikerin Rita Lübbers. Sie hatte nach einem Rundgang den Eindruck, dass das Museumsdepot einen „Messie-Charakter“ vermittelte. Heidi Matthias antwortete für die Grünen: „Dort lagert kein Kram und kein Messie-Gerümpel. Das ist wertvolle Kunst. Es sind Schätze, die dem Museum zum Teil aus der Bürgerschaft zur Verfügung gestellt wurden.“
In dem Streit ging fast unter, dass der Ausschuss die Sanierung des Kaiser-Wilhelm-Museums auf den Weg brachte. Wie Bau- und Planungsdezernent Martin Linne ankündigte, kann der Umbau im Mai beginnen. Zu diesem Zeitpunkt wird das Museum bereits zweieinhalb Jahre geschlossen sein, ohne dass auch nur ein Stein bewegt wurde.