Wohnungshilfe Neue Notschlafstelle soll die Lage von Obdachlosen in Krefeld verbessern
Krefeld · In Krefeld sollen zukünftig die Notschlafstellen von der Luther- und Feldstraße an der Oppumer Straße zusammenlegt werden. Die Stadt will die Situation der Wohnungslosen verbessern, hat aber ein Mietrechtsproblem.
Die Corona-Pandemie hat auch das Leben derer verändert, die in Krefeld auf der Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten von den Notschlafstellen Gebrauch machen. „Wir teilen die Gruppen derzeit auf, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Glücklicherweise haben wir bislang keinen positiven Fall gehabt“, sagt Ludger Firneburg, Geschäftsführer der Diakonie Krefeld und Viersen. Die Diakonie betreibt an der Lutherstraße ebenso wie die Caritas (Melanchthonstraße) und die Stadt (Don-Bosco-Schule) eine Notschlafstelle in Krefeld.
Drei Anlaufstellen bedeuten auch drei verschiedene Adressen. Allesamt in der südlichen Krefelder Innenstadt beheimatet. Nicht selten werden Menschen, die auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit sind, „hin und her geschickt“. „Das sind meistens Menschen, die sich nicht an die Regeln halten oder offensichtlich unter starkem Einfluss von Drogen stehen“, erklärt Firneburg. Drogenabhängige ohne festen Wohnsitz haben die Möglichkeit, bei der Caritas zu übernachten. Wer dort keinen Erfolg hat, probiert es meist an der Don-Bosco-Schule an der Feldstraße. Das eigentlich nur als temporäre Übernachtungsmöglichkeit genutzte ehemalige Schulgelände sollte bereits im vergangenen Jahr wieder freigeräumt werden. Stattdessen sollten Räumlichkeiten an der Oppumer Straße geschaffen werden, die den aktuell vorgeschriebenen Standards einer Notschlafstelle entsprechen und den Obdachlosen vor allem mehr und ansprechendere Räume zur Verfügung stellen. Das Projekt stockt aber seit Monaten.
Stadt muss Vermieter bis 2030 rund 4,3 Millionen Euro zahlen
Denn der seit März 2015 gültige Mietvertrag mit dem Vermieter der Immobilie an der Oppumer Straße wurde zu Zeiten der Flüchtlingskrise geschlossen. Bis zu 120 geflüchtete Personen wurden damals in dem Gebäude untergebracht. Der Mietvertrag hat eine Dauer von 15 Jahren und geht noch bis 2030. Laut einem Bericht des Rechnungsprüfungsamtes fallen in diesem Zeitraum Mietkosten in Höhe von 4,3 Millionen Euro an. Die Stadtverwaltung will den gültigen Vertrag möglichst zu anderen Konditionen weiterlaufen lassen. Eine entsprechende Prüfung laufe derzeit, erklärt Dezernent Markus Schön, der am Mittwoch im Sozialausschuss der Politik ein Konzept zur Neustrukturierung der Wohnungslosenhilfe in Krefeld vorlegen wird – ausgearbeitet von Stadt und Diakonie.
Zentraler Punkt ist dabei eine Zusammenlegung der Notschlafstellen von Diakonie und Stadt an der Oppumer Straße. „Natürlich würden wir uns wünschen, dass die Mietvereinbarungen bis dahin geklärt sind, ansonsten müssen wir uns ein anderes Objekt suchen“, sagt Schön. Die Suche nach einer neuen Immobilie würde die Umsetzung des Konzeptes aber auf Jahre verzögern. Auch deshalb hofft man im Rathaus auf eine Lösung an der Oppumer Straße.
Die Übernachtungsmöglichkeiten dort sollen laut dem Konzept in Zukunft nach Geschlechtern getrennt erfolgen. Maximal vier Personen sollen auf einem Zimmer Platz finden, Isolierzimmer für Erkrankte zur Verfügung stehen und in Zukunft sogar Räume für die Beherbergung von Familien vorgehalten werden. „Die im Konzept verankerten Ziele würden die Situation der Wohnungslosen deutlich verbessern“, so Schön.
In dem Konzept ist vorgesehen, dass die Wohnungslosen in den neuen Einrichtungen Zugang zu einer Kleiderkammer sowie PC und Internet haben und die Möglichkeit zur Körper- und Kleidungspflege.
Gleichzeitig sollen die Räumlichkeiten an der Lutherstraße zu einem Tagestreff für Wohnungslose umgebaut werden. Die Betreuung durch Sozialarbeiter soll im Vordergrund stehen, erklärt Firneburg. Seiner Meinung nach ist das neue Konzept zur zukünftigen Unterbringung von Wohnungslosen unbedingt notwendig. „Die Situation ist schon lange nicht mehr angemessen.“ So würden auf der Lutherstraße teilweise unzumutbare räumliche Zustände herrschen.
Besonderes Augenmerk legen Stadt und Diakonie auf ein weiteres Wohnprojekt, das vom Landschaftsverband Rheinland mit finanziert werden soll. So soll es für Wohnungslose die Möglichkeit geben, in einem Projekthaus für Betreutes Wohnen einen Platz zu erhalten. Bis zu 24 Plätze sind vorgesehen, acht davon für Frauen. „Wir wollen die Menschen damit wieder ganz langsam an ein selbstständiges Wohnen heranführen“, erklärt Firneburg.
Meinung S. 18