Krefelder Hafen Neue Weizenfabrik für 200 Millionen Euro in Krefeld-Linn ist fertig

Krefeld · Das US-Unternehmen nahm im Rheinhafen bei eienr großen Feier die neue Fabrik in Betrieb – umgestellt wurde von Mais auf Weizen. Im Vorfeld hatte es auch kritische Stimmen gegeben.

Bei der Cargill-Eröffnungsfeier (v.li.): David Webster, Robert Janik, Martina Garlin, Ministerin Mona Neubaur, Franck Monmont und Carsten Andreas.

Foto: samla/Andreas Drabben

Nass? Kalt? Iwo, kein Problem, jedenfalls verglichen mit dem Wetter in seiner Heimat in Minnesota, fand David Webster, Leiter des Bereichs Lebensmittelzutaten und Vize-Präsident bei Cargill. Das große US-Handelsunternehmen für Lebens- und Futtermittel ließ es am Dienstag-Mittag mächtig krachen im Linner Rheinhafen, gefeiert wurde die Vollendung eines Projektes, das seit 2016 in Arbeit war: Der Bau einer neuen Weizenstärkefabrik an der Düsseldorfer Straße in Verbindung mit der Umstellung des Krefelder Cargill-Werkes von der Mais- auf Weizenproduktion.

Rund 200 Millionen US-Dollar und 1,5 Millionen Arbeitsstunden habe man dafür investiert, sagte Webster stolz und machte dann ein stolzes Versprechen: „Es ist eine Investition für die nächsten 70, 100 Jahre hier am Standort Krefeld.“

Die Umstellung auf Weizen soll gut 500 Arbeitsplätze sichern

Blick auf die neue Weizenstärkefabrik von Cargill im Krefelder Rheinhafen an der Düsseldorfer Straße.

Foto: Cargill

Zur Einweihungsfeier im Nieselregen waren rund 800 Gäste erschienen – vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch Kunden und Ehrengäste wie NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur, diverse Krefelder Abgeordnete aus Bundes- und Landtag sowie die US-Generalkonsulin in Nordrhein-Westfalen, Pauline Kao. Neubaur sprach (wie alle Redner auf Englisch) von einer „sehr wichtigen, großen Investition für NRW und Krefeld, die sich für Cargill sicher auszahlen wird“.

Cargill-Deutschlandchefin Martina Garlin und Projektleiter Carsten Andreas hoben besonders die „tolle Leistung“ der Belegschaft hervor. „Diese Weizenfabrik steht und ist State of the Art. Dies ist euer Tag!“ rief Garlin. Immer wieder forderten sie und Andreas die Kollegen auf, sich selbst zu applaudieren. Da ließ sich die Belegschaft natürlich nicht lange bitten. Und als dann noch das obligatorische Band mit der Konsulin und der Ministerin zusammen durchgeschnitten war, wurde die vorweihnachtliche Fressmeile eröffnet. Es gab Reibekuchen, Gulasch mit Püree, aber auch Fish & Chips oder die klassisch-deutsche Bratwurst. Statt Glühwein wurde freilich hauptsächlich heißer Kinderpunsch ausgeschenkt, viele hatten schließlich noch einen halben Arbeitstag vor sich.

Der Standort blickt  auf eine mehr als 150-jährige Geschichte als Mühlenbetrieb im Krefelder Hafen zurück, die Maisverarbeitung begann nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als Deutsche Maizena.  Seit 2002 lief sie unter dem Namen Cargill. Aus dem Rohstoff Mais wurden hier in der Folge Stärken und Süßungsmittel für die Lebensmittel- und technische Industrie hergestellt. Typische Anwendungsbereiche sind Marmeladen, Bonbons, Gummibärchen und Kaugummi, aber auch Puddingpulver und viele weitere Fertigprodukte zum Anrühren. Darüber hinaus wurde die Maisstärke für technische Anwendungen in der Papier- und Wellpappenindustrie benötigt. Die Umstellung von Mais auf Weizen werde nicht nur die deutsche Wirtschaft und die europäische Landwirtschaft unterstützen, sondern auch nachhaltige Produkte, Dienstleistungen und Programme zur Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung anbieten, heißt es im Marketingjargon von Cargill.

Umstellung und Fabrikbau waren anfangs nicht unumstritten

Das neue Werk sollte eigentlich schon im Sommer 2022 fertig sein, aber, so Carsten Andreas, „ein langes Genehmigungsverfahren, Corona, Inflation und ein paar weitere Herausforderungen“ haben die Sache deutlich verzögert. So wichtig diese immense Investition für die rund 500 Arbeitsplätze im Rheinhafen und überhaupt für den Wirtschaftsstandort Krefeld zweifellos sind, gänzlich unumstritten war das Projekt nicht. So warnten die Naturschützer vom BUND beim Anhörungstermin der Bezirksregierung 2020 vor Schadstoff-Emissionen, Lärm und Gestank. Die Umstellung von Mais auf Weizen sei zudem eine Verschwendung von Lebensmitteln, zumal von der produzierten Weizenstärke ein Teil als Tierfutter verwendet wäre.

Cargill verwies stets darauf, dass die neue Anlage energieeffizienter sei, weniger Lärm und Gerüche verbreite und dass man sich mit der Umstellung der Rohstoffbasis von Mais auf Weizen den veränderten Verbraucherwünschen anpasse. Ohne diesen Schritt seien die Arbeitsplätze in Krefeld mittelfristig gefährdet.

Am Dienstagmittag jedoch waren  derlei kritische Töne vergessen. Martina Garlin betonte lieber die gute Zusammenarbeit auch mit dem Rathaus: „Dank an die Stadt, wir sehen uns seit 70 Jahren als Teil von Krefeld.“