Neues Ausmaß der Gewalt: KFC sucht die Schuldigen
Gespräche mit der Polizei nach schweren Krawallen vom Freitag — war es „Gewalttourismus“?
Krefeld. Christoph Lenz ist immer noch geschockt. Der Sicherheitsbeauftragte des Fußballklubs KFC Uerdingen kann sich die Randale am Freitagabend in der Nähe der Grotenburg nicht erklären. Er arbeitet aber eng mit der Polizei zusammen, um die Vorfälle aufzuarbeiten.
Über die weiteren Schlussfolgerungen, die Polizei und Verein ziehen wollen, werden am kommenden Freitag Polizeidirektor Burkhard Kowitz, Leiter Gefahrenabwehr/Einsatz, und KFC-Präsident Lakis reden. Vorab möchte die Behörde nicht mitteilen, was sie vom Verein fordern will.
Lenz hat von den Ermittlern eine lange Liste von Personalien erhalten, kann aber aufgrund der laufenden Untersuchungen keine Details nennen. Fest steht für ihn allerdings eins: „Wenn das alles KFC-Fans gewesen sind, dann wäre das ein neues Ausmaß der Gewalt. In dieser Menge kenne ich so etwas beim KFC nicht.“ Immer wieder berichten ihm Augenzeugen, die Krawallmacher in der Szene vorher nie gesehen zu haben.
Lenz bekommt auch Anrufe aus ganz Deutschland. Die Meldungen von Freitagabend sind durch die Republik gegangen. „Ich habe keine Lust, dass der KFC zum Dynamo Dresden des Westens gemacht wird“, sagt er. Lenz betont, im Stadion selbst sei alles weitgehend friedlich abgelaufen. Der KFC habe 85 Ordner eingeteilt, mehr als von der Polizei verlangt. „ Der Verein hat alles getan, was er konnte“, sagt Lenz.
„Gewalttourismus“ ist ein Stichwort, das ihm in Bezug auf derartige Randale einfällt. Das sei ein bundesweites Phänomen. Gewaltbereite verabreden sich, tauchen aber erst einmal in der Menge unter.
Die Arbeit und die Rolle der Polizei nach dem Spiel will Lenz nicht kommentieren. Auch die KFC-Ultras, die Gruppe der eingefleischten Fans, halten sich bedeckt. „Ich will mich dazu nicht äußern“, sagt Ultra Daniel Staude. „Ich kenne nur den Polizeibericht, bin da aber immer vorsichtig, alles zu glauben.“
Unterdessen dauern die polizeilichen Ermittlungen an: Gegen die vorläufig festgenommen 20 Randalierer sind Verfahren wegen Landfriedensbruches eingeleitet worden. Auch am Montag war die Höhe des Schadens, den gewalttätige KFC-Fans an der Tiergartenstraße angerichtet haben, noch nicht ermittelt. Die Auswertung der Videoaufnahmen vom Freitagabend dauert noch an.
Bei den Ausschreitungen rund ums Stadion waren sechs Polizeibeamte und ein Siegener Fan verletzt worden. Leiter der 80 Einsatzkräfte war Polizeihauptkommissar Jürgen Klaffki, der einen ernormen Erfahrungsschatz bei zahlreichen Großveranstaltungen gesammelt hat — etwa bei der Wiedervereinigungsfeier vor 21 Jahren in Berlin.
Gleichwohl verdichten sich Hinweise, dass auch Unbeteiligte zwischen die Fronten geraten sind. Die WZ hatte am Montag eine entsprechende Aussage eines Anwohners zitiert. Auch dem KFC-Sicherheitsbeauftragten Lenz sind entsprechende Szenen geschildert worden.