Nicht alle Igel brauchen Hilfe

Zum Herbstbeginn sind die Stacheltiere auf der Pirsch. Gesunde Tiere kommen ohne Unterstützung über den Winter.

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Krefeld. Er ist ebenso süß wie stachelig — das macht den Igel zur Diva unter den heimischen Wildtieren. Pünktlich zum Herbstbeginn sieht man wieder viele der kleinen Säugetiere in der Dämmerung auf Nahrungspirsch. Und bei der reinen Beobachtung sollten es Tierfreunde in den meisten Fällen auch belassen. Denn gesunde Igel kommen auch ohne menschliche Hilfe über den Winter. Um ein krankes oder geschwächtes Tier zu erkennen, gibt es einige sichere Merkmale, sagt Frank Schankat vom Krefelder Tierheim. „Ein Igel, den man gegen Mittag herumlaufen sieht, hat ein Problem. Dann ist er entweder verletzt oder er versucht krampfhaft, sich seinen Winterspeck anzufuttern.“ Ein gesunder Igel ist normalerweise nur in der Dämmerung oder in der Nacht aktiv.

Weitere Merkmale sind ein Körperbau, der vorne breit und hinten schmal ist — dann ist der Igel in der Regel unterernährt — oder ein torkelnder Gang. Noch haben die Tiere ausreichend Zeit, um auf ihr Pfund zu kommen. „Wenn ein Tier am Stichtag 15. November noch keine 500 Gramm wiegt, wird es eng für ihn“, sagt der Igelexperte. Vorher kann man ausgemergelten Tieren durch Beifüttern mit einem Gemisch aus Katzenfutter und Igelnahrung, die man im Zoogeschäft bekommt, helfen, auf ihr Gewicht zu kommen. Auslegen sollte man es unter einem umgedrehten Korb auf der Terrasse, so dass auch wirklich nur Igel Zugang dazu haben. Immer nur eine Tagesration füttern, damit nicht andere Tiere angelockt werden — Futterquellen sind stets auch Infektionsquellen.

Je mehr Tiere sich daran laben, desto gefährlicher wird es für sie. Verletzte, deutlich unterernährte oder sichtbar kranke Tiere können auch eingefangen und ins Krefelder Tierheim gebracht werden. „Wir haben zurzeit 32 Winterschlafplätze“, sagt Schankat. Er warnt aber auch davor, jedes geschwächte Tier mit aller Macht über den Winter retten zu wollen. Die natürliche Auslese reguliere das biologische Gleichgewicht, sagt er.

Wer sich dafür entscheidet, einen Igel selbst aufzupäppeln und über den Winter zu bringen, sollte auf jeden Fall über Fachkenntnisse verfügen — oder sie sich aneignen. Milch und Zucker können zu Durchfällen führen und sind wahre Igel-Killer. In der Natur leben Igel von Würmern, Schnecken und anderen Insekten. Je kälter es wird, desto mehr sollte man das Futter reduzieren. Die Tiere im Heizungskeller überwintern zu lassen, ist ebenfalls keine gute Idee: Wenn es zu warm ist, fallen die Tiere nicht in den Winterschlaf. Das ist zwar nicht unbedingt gefährlich, aber zumindest unnatürlich. Besser geeignet ist ein Gehege im kühlen Geräteschuppen oder in der Gartenlaube. Auf jeden Fall sollte man mit seinem Fundtier zuerst zum Tierarzt gehen, sagt Schankat. Der befreit es von Flöhen, den gefährlichen Lungenwürmern und anderen Parasiten. Den größten Gefallen tut man ihm aber, wenn man seinen Garten möglichst naturbelassen lässt. Im Laub finden die Tiere ausreichend Insekten und bauen sich ihr Nest für den Winter.

Tipps für Igelfreunde gibt es auf der Seite: www.pro-igel.de