Norovirus-Epidemie: So schlimm war es noch nie
Vorsicht beim Bützen: Die Zahl der Infizierten, die unter Durchfall und Übelkeit leiden, hat in Krefeld einen Rekordstand erreicht.
Krefeld. Das Norovirus hat in diesem Winter in Krefeld eine Epidemie bisher unerreichten Ausmaßes verursacht. "So schlimm war’s noch nie", sagt der städtische Gesundheitsingenieur Dirk Hagenräke. Die Mitarbeiter des Fachbereichs Gesundheit seien am Rande der Kapazität, um Gemeinschaftseinrichtungen wie Seniorenheime, Schulen oder Kindergärten aufzusuchen, wenn von dort zwei oder mehr Infektionsfälle gemeldet worden sind.
Allein in diesem Jahr seien knapp 400 Fälle der gefährlichen und hoch ansteckenden Brech-Durchfall-Erkrankung gemeldet worden. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. In den ersten beiden Monaten des Jahres 2008 waren dem Gesundheitsamt gerade einmal 189 Norovirus-Fälle gemeldet worden, sagt Hagenräke.
Im November hatte die "Saison" mit zunächst neun bekannt gewordenen Infektionen begonnen. Im Dezember waren es dann schon 72. Der Gesundheitsingenieur weiß, warum sich die Krankheitsfälle nach ersten Ausbrüchen rasant ausbreiten können und nennt einen Kindergarten als Beispiel: "Wenn sich ein infiziertes Kind übergibt, dann stößt es Millionen von Viren aus. Einige hundert reichen aber bereits, um sich zu infizieren."
Wenn das Erbrochene einfach nur weggewischt wird - bei den ersten Fällen ist die Gefahr ja noch gar nicht bekannt -, könne die Stelle immer noch ein Infektionsherd sein. Schon ist die Ausbreitung programmiert.
Gefährlich kann das Norovirus für kranke und alte Menschen werden, wenn sie innerhalb kürzester Zeit viel Flüssigkeit verlieren. Gerade in Gemeinschaftseinrichtungen wie Seniorenheimen, aber auch Krankenhäusern ist deshalb in diesen Tagen der Rat der Experten des Gesundheitsamtes gefragt.
Eine WZ-Leserin berichtete, dass ihr Vater im Krankenhaus mit dem Norovirus infiziert worden sei, das Personal hierauf aber weder hingewiesen habe, noch seien Schilder auf- oder Desinfektionsmittel bereitgestellt worden. Erst nach Tagen und nachdem der Patient sogar kurze Zeit zu Hause gewesen sei, habe man von der Erkrankung erfahren.
Eine Darstellung, die die Klinik auf WZ-Anfrage zurückwies. Laut Hagenräke ist es heute Standard in den Krefelder Krankenhäusern, dass es Hinweisschilder auf die Infektionsgefahr zumindest an den Patientenzimmern gebe. Zudem bestünde die Möglichkeit, sich die Hände zu desinfizieren.
Das Norovirus habe in den vergangenen vier bis fünf Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen, sagt der Gesundheitsingenieur. "Im Grunde genommen haben wir jedes Jahr entweder eine Masern- oder eine Norovirus-Epidemie."
Man habe schon jetzt ein Drittel der gesamten Infektionszahlen des vergangenen Jahres erreicht - und zwar fast nur mit Norovirus-Erkrankungen. Ein Grund könnte sein, dass in Gemeinschaftseinrichtungen die Hygiene zu kurz komme. "Wenn weniger Personal zur Verfügung steht, passiert das schnell. Und dass es zu einer Personalverdichtung gekommen ist, haben wir in letzter Zeit sehr häufig festgestellt", so der Gesundheitsingenieur.