Meinung OB-Wahlen sind ein Risiko
Der Sekt gehört in den Kühlschrank. Aber nach so vielen Jahren des Stillstands und der Verkrustung als Armenhaus am linken Niederrhein hat Krefeld Grund, optimistisch und selbstbewusst in die Zukunft zu schauen.
Den Weg bereiten Menschen, die derzeit gemeinsam für Krefeld vieles richtig machen — schmerzhafte Kompromisse eingehen, auch mal Prügel einstecken. In Verwaltung und Politik. Die Richtung stimmt, aber Vorsicht: Die größte Gefahr für eine positive Entwicklung bergen die OB-Wahlen 2020.
Das muss gesagt werden am Ende einer Woche, die, zumindest was die Nachrichten betrifft, als Beginn der Erntezeit bezeichnet werden kann. Haushalt, Theater, Eishallen. Dazu treibt das Team um OB Meyer den hürdenreichen Prozess zu einer modernen Verwaltung mit einem kommunalen Eigenbetrieb unbeirrt voran und stellt den Dienstleister Stadt allen äußeren und inneren Beharrungskräften zum Trotz zukunftsfähig auf.
Die Tatsache, dass Krefeld bereits 2019 ohne neue Schulden auskommen und 2020 mit dem Haushaltssicherungskonzept sogar alle Fesseln ablegen könnte, ist fast schon sensationell. Gestern durfte Meyer ohne Genehmigung vom Land kaum einen Bleistift kaufen, jetzt stehen nach Adam Riese in vier Jahren fast 70 Millionen Euro für die neu gewonnene Handlungsfähigkeit zur Verfügung. Augenmaß ist hier angebracht, denn in den warmen Steuer-Regen aus Düsseldorf werden sich Hagelkörner mischen, wenn die Politik mit der Reform der Gemeindefinanzierung viel Geld von der Stadt auf die ländlicheren Regionen lenkt. Das Konzept liegt auf dem Tisch.
Es ist an der Politik, die Perspektive nicht durch Begehrlichkeiten und Abgrenzungsfolklore zu zerstören. Konkreter: 2020 steht der Mann, dessen Name über der Krefelder Kehrtwende steht, wieder zur Wahl. Das ist morgen. Und die CDU als zweite treibende Kraft des Wandels ist in der Zwickmühle: Ihre Erfolge als anpackender Partner der SPD zahlen auf das Konto von Meyer ein. Nimmt sie aber vor der Wahl Tempo raus, macht sie sich schuldig an Krefelds Zukunft.