Neue Gruppe „Omas gegen rechts“ gründen Krefelder Gruppe

Krefeld · Mehr als 100 Facebook-Gruppen gibt es deutschlandweit. Auch in der Seidenstadt wollen drei Frauen nun den Start anschieben.

Die „Omas gegen rechts“ (v.l.) Sybille S., Dagmar B. und Ute B.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Schwarze Schrift auf weißem Grund. „Omas gegen rechts“ steht auf den Buttons, die Ute B., Dagmar B. und Sybille S. an T-Shirt, Pullover und Jacke tragen. Mit den Ansteckern beziehen sie eindeutig Position, tragen sie bei Demos und anderen Protestaktionen. Dort setzen sie sich gegen „faschistische Tendenzen, Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzungen Behinderter, alter Menschen und Ausländern, Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Sozialabbau“ ein, zählt Ute B. auf, „wir setzen uns für Demokratie, für eine rechtsstaatlich organisierte und freie Gesellschaft ein.“

Allerdings wüssten sie auch, dass sie damit ins Visier Rechter geraten könnten. Und deshalb möchten die drei auch lieber nur mit ihren Vornamen und abgekürzten Nachnamen an die Öffentlichkeit gehen, wenn sie jetzt die Suche nach weiteren Mitgliedern für eine Krefelder „Omas-gegen-rechts“-Gruppe starten. „Ich habe auch keine Angst wegen mir“, sagte Sybille S., „aber wegen meiner Kinder.“ Rentnerin Dagmar B. berichtet von ersten rechten Reaktionen auf die Gruppengründung.

14 Mitglieder hat die von der gebürtigen Krefelderin Ute B. und ihren Mitstreiterinnen frisch gegründete Facebook-Gruppe bisher. Die drei Frauen haben mit solchen Starts mittlerweile Erfahrung, sind schon in anderen der deutschlandweit insgesamt mehr als 100 Facebook-Gruppen aktiv oder haben Starthilfe geleistet. Früher seien sie nicht in dieser Form engagiert, nie in einer Partei gewesen, hätten in ihrem Leben vorher keine Kundgebungen oder Demos besucht. „Wir haben einfach unsere Kinder groß gezogen“, resümiert Dagmar B.

Nun unterstützen sie zum Beispiel Jugendliche bei ihren „Fridays-for-Future“-Terminen, sind bei Seebrücke-Aktionen in Dinslaken dabei, bei „Aufstehen-gegen-Rassismus“-Demos in Mülheim oder haben Wahlstände der Alternative für Deutschland vor der Europawahl blockiert und den AfD-Landesparteitag Anfang Oktober in Kalkar nicht nur mit Trillerpfeifen begleitet. Und nach Halle nahmen sie zuletzt an Mahnwachen teil.

„Wir sind zwar alt, aber nicht stumm“, sagt Dagmar B.. Was rechtes Gedankengut und rechte Gewalt angeht, ist das für die Rentnerin, Jahrgang 50, nichts Neues. „Ich bin doch mit denen aufgewachsen. Die waren nie weg“, ist ihre Einschätzung. „Und wir wollen nicht wie unsere Großmütter und Großväter sitzen bleiben, nix tun und später sagen, wir hatten keine Schuld“, fügt Ute B. hinzu, „es ist ein Hauch von Weimar in der Luft. Die SPD zerfällt wieder. Die Wähler sind politikmüde. Es gibt kein Vertrauen.“ Umso wichtiger sei es, „eine Haltung zu haben, gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und alles, was ausgrenzt.“

Deshalb ist das „Omas“ im Gruppennamen auch nur plakativ zu verstehen. Opas seien genauso willkommen. „Überhaupt Männer, wir freuen uns auch über junge Leute, da haben wir auch schon einige“, sagt Ute B. Wer mitmachen möchte, muss sich um eine Mitgliedschaft bewerben. Zu Beginn müssen einige Fragen beantwortet werden. Die Facebook-Gruppen seien in erster Linie zur Vernetzung wichtig. Für diejenigen, die sich nicht in diesem sozialen Medium austauschen möchten, sind in anderen Städten auch schon Mail-Gruppen organisiert worden. Meist stehen die Gruppen per Messenger-Diensten mit Mitgliedern von Organisationen und Initiativen wie Seebrücke, Bündnis gegen rechts, GEW und Fridays for Future in Kontakt und im Austausch. „Um schnell reagieren zu können, wenn irgendwo Protest nötig ist“, sagen die drei Frauen unisono. Mittlerweile üben „Omas gegen rechts“ in Argumentations-Trainings gegen rechts, wie sie sich vor Ort verhalten können. „Das ist ganz wichtig in der Auseinandersetzung“, sagt Ute B.. „Was da passiert, ist so widerwärtig, dass mir die Spucke wegbleibt“, sagt Dagmar B., „deswegen ist mittlerweile auch eine gewisse Wut dabei, aber das motiviert ja auch.“ Und Sybille S. ergänzt: „Man kann nicht alle überzeugen. Wenn man nur einen einzigen erreicht, ist das schon gut.“ Ihr Mantra stammt vom ehemaligen US-Präsidenten Theodore Roosevelt: „Tu, was du kannst, mit dem was du hast, wo immer du bist.“