Ostwall: Nach dem Umbau fährt K-Bahn so oft wie nie
Ab dem nächsten Sommer endet die U70 nachmittags nicht mehr in Dießem, sondern rollt bis zur Rheinstraße.
Krefeld. Im Sommer nächsten Jahres verschwindet ein Ärgernis, mit dem sich Pendler zwischen Krefeld und Düsseldorf seit Jahrzehnten herumschlagen: Die U70 fährt nach dem Umbau des Ostwalls auch nachmittags bis zur Rheinstraße durch. Das bestätigt Rheinbahn-Sprecherin Heike Schuster auf WZ-Nachfrage. Bislang endet die Fahrt der U70 (unabhängig von der Ostwall-Baustelle) immer schon in Dießem.
Dass die U70 bereits seit 1993 als Ergänzung zur U76 zwischen Krefeld und Düsseldorf rollt, ist dem Erfolg der Schnellbahn geschuldet. Deutlich mehr als 20 000 Fahrgäste nutzen an jedem Werktag die Verbindung, die in Krefeld besser als K-Bahn bekannt ist.
Die Linie gehört damit zu den Vorzeigestrecken der Düsseldorfer Rheinbahn. In die U76/U70 steigen auch jene ein, die ihr Auto sonst nur sehr ungern gegen Bahn oder Bus tauschen. Das hat der Linie den Spitznamen „Krawattenbahn“ eingebracht.
Die U70 fährt zu den Hauptverkehrszeiten morgens und am späten Nachmittag. Damit ergibt sich zusammen mit der U76 jeweils für anderthalb Stunden ein Zehn-Minuten-Takt. Aber: Während die erste U70 morgens um 6.34 ab Rheinstraße losfährt, enden die sechs Fahrten am Nachmittag in Dießem. Dort können die Fahrgäste auf die nächste U76 warten oder zu Fuß gehen.
Alle Versuche der Rheinbahn, das zu ändern, scheiterten am politischen Widerstand in Krefeld. „Offenbar gab es eine Mehrheit gegen noch mehr Bahnverkehr auf dem Ostwall“, mutmaßt Rheinbahn-Sprecherin Schuster. Dass Stadtverwaltung oder SWK jemals betriebstechnische Bedenken geäußert hätten, ist nicht bekannt.
Im Oktober 2002 konnte sich der Planungsausschuss dann zu der Empfehlung durchringen, die U70 auch nachmittags durchfahren zu lassen. Viel Überzeugung steckte aber nicht hinter diesem Beschluss. Denn die mögliche Umsetzung scheiterte zunächst mit Hinweis auf die Kanalsanierung auf der Westseite des Ostwalls, dann galt die Umgestaltung des südlichen Boulevardabschnitts als Hindernis.
Da die Ostwall-Arbeiten im Sommer nächsten Jahres endgültig enden, steht der U70 nichts mehr im Weg. Politisch wurde die Durchfahrt im Herbst 2011 besiegelt. Damals stimmte der Planungsausschuss der Verlängerung zu. „Da wir aus Krefeld seitdem nichts Gegenteiliges gehört haben, wird die U70 bald durchfahren“, ist sich Schuster sicher. Die jährlichen Zusatzkosten für Krefeld betragen 16 000 Euro.
Dass die Stadt lange Zeit nicht nur Pendler vor den Kopf gestoßen, sondern auch sich selbst geschadet hat, dokumentiert die Vorlage der Verwaltung zur Sitzung des Planungsausschusses im Herbst 2011. Darin heißt es, dass die Parkflächen im Bereich der K-Bahn-Haltestelle Dießem unnnötig stark ausgelastet seien, weil die Pendler zum Aussteigen gezwungen würden.
Das habe zur Folge, „dass mittelfristig interessante bahnnahe Flächenreserven in Dießem durch extensive P+R-Nutzung blockiert werden und dass zusätzliche oberzentrale Anbindungschancen für den Krefelder Einzelhandel gefährdet werden“. Die sechs Zusatzfahrten am Nachmittag bis in die Innenstadt könnten die Bindung von Kaufkraft an das Oberzentrum unterstützen, zumal Kaufkraftabflüsse nach Düsseldorf zu dieser Zeit kaum zu befürchten seien. Darüber hinaus müsse es als problematisch aufgefasst werden, wenn eine hochwertige und regional nicht unbedeutende Stadtbahnverbindung zur wichtigsten Verkehrszeit vor Erreichen der ÖPNV-Verknüpfungspunkte gebrochen werde.