Streit um Sex an der Neuen Ritterstraße
Straßenstrich an der Neuen Ritterstraße: Der Weg der kleinen Schritte.
Krefeld. Prostitution ist legal und seit dem Berliner Verwaltungsgerichtsurteil im Jahr 2000 auch nicht mehr sittenwidrig. Doch kein anderes Gewerbe erhitzt die Gemüter dermaßen. Vor allem dann, wenn es wie in Krefeld in unmittelbarer Nähe der Wohngebiete um Ritter- und Neue Ritterstraße ausgeübt wird.
Wer zu späterer Stunde als Bahnfahrer aus Düsseldorf kommend an der derzeitigen Bahn-Endhaltestelle Dießem aussteigt — ist ungewollt mittendrin. Ebenso wie Anwohner, die abends in ihr Haus wollen. Alle paar Meter stehen Frauen, die auf Kunden warten. Die „Willkommen“-Schilder an den Ortseingängen Krefelds bekommen so eine ganz neue Bedeutung.
Der Stadt sind juristisch die Hände gebunden. Ein vollständiges Verbot ist nach dem Prostitutionsgesetz nur durchsetzbar, wenn eine Gefährdung der Jugend und des Anstands vorliegt. Wo fängt das eigentlich an? Da, wo Kinder auf dem Weg zur Kita und Schule an massenweise benutzten Kondomen und verschmutzten Feuchttüchern vorbeikommen. Wo Jugendliche und Erwachsene auf dem späten Heimweg an kopulierenden Paaren im Gebüsch oder hinter Containern vorbei müssen. Und wie fühlen sich wohl die Anwohner, die wegen des Stöhnens der Freier nachts nicht mehr ihre Fenster aufmachen wollen.
Mit der Erweiterung des Sperrbezirks ist der erste Schritt getan. Den zweiten Schritt müssen Oberbürgermeister und Bundestagsabgeordnete tun und sich für ein generelles Verbot ebenso wie für die Reform des Prostituiertengesetzes einsetzen — zum Schutz der Anwohner und der Prostituierten. Denn ein noch viel größeres Problem in Krefeld ist die zunehmende Wohnungsprostitution im Karree zwischen Philadelphia- und Viktoriastraße.