Papierdruck made in Krefeld
Das Papiermaschinengeschäft der Firma Jagenberg Paper Systems (JPS) an der Kleinewefersstraße boomt.
Wenn die Brötchen am Morgen beim Bäcker in einer bunt bedruckten Tüte verpackt werden, dann hat das mehr mit Krefeld zu tun als die meisten denken. Denn damit das Papier fürs Bedrucken mit Logo oder lustigem Gute-Laune-Spruch perfekt ist, muss es vorher sozusagen gebügelt werden. Und für die nötige Glätte des Papiers und den gewünschten Glanz des Druckergebnisses sorgen nicht nur in der papierverarbeitenden Industrie die sogenannten Kalander.
Und die kommen ab sofort auch wieder von der Kleinewefersstraße. Die junge und gleichzeitig traditionsreiche Firma Jagenberg Paper Systems (JPS), die mit ihren Büros im K2-Tower sitzt, produziert in den Hallen dahinter Neumaschinen. Diese Kalander bestehen aus einer oder mehreren aufeinanderfolgenden — zum Teil beheizten — Walzen, durch deren Spalt unter Druck Papier, Kunststoffe, Gummi oder Metall laufen und deren Oberfläche dabei verbessert wird.
Seit der Gründung der JPS GmbH vor fünf Jahren ist ihr Spezialgebiet vor allem im Warten und Modernisieren gelegen. „Unser Fachgebiet ist die gezielte Leistungssteigerung solcher Maschinen, etwa die Kundenvorgabe, fünf Prozent mehr Produktionsleistung zu erzielen oder die Maschine insgesamt auf ein anderes Papierprodukt umzustellen“, erklärt Franz-Josef Otto (53), seit 2014 Vertriebsleiter bei Jagenberg Paper Systems, einen Teil des Aufgabenbereichs. „Wir übernehmen dann für den Kunden die Planung bzw. Konstruktion und bauen mit unseren Servicetechnikern die Maschine entweder in Krefeld oder vor Ort entsprechend um — wenn nötig natürlich weltweit.“
Dieses sogenannte Retrofit umfasst auch Antriebe, Steuerungen, Bedienungen oder pneumatische und hydraulische Komponenten. Die Nutzungsdauer und Wirtschaftlichkeit der Maschine kann hierdurch deutlich gesteigert werden.
Das Kerngeschäft erweitert sich allerdings gerade. Da sich die großen Anbieter für gesamte Papiermaschinen zumeist auf die „dicken Fische“ — das heißt Großprojekte — konzentrieren, entstand ein gewisses Marktvakuum für kleinere Maschinen und Umbauten. Und genau in diese Lücke springt nun JPS. Denn die Erfahrung ist da. Dass die Mitarbeiter das Potenzial von JPS sind, formuliert Fanz-Josef Otto so: „Unsere Ingenieure leben mit viel Wissen im Kopf und Erfahrung in der Papierbranche, was wir jetzt nach und nach nutzen können.“
Die Basis beim Firmenstart waren 20 Mitarbeiter. „Experten in Maschinenbau und Verfahrenstechnik, die zum Teil seit 40 Jahren dabei waren“, blickt Otto zurück auf die Zeit, als sie alle bei Kleinewefers oder anderen Firmen auf dem Markt beschäftigt waren. Denn der K2-Standort, an dem die Firma JPS heute ihre Büros und Produktionshallen betreibt, ist das ehemalige Stammwerk der Firma Kleinewefers.
Anfang der 1990er-Jahre ging das Kleinewefers Papiermaschinengeschäft per Tauschvertrag an Sulzer, später Voith. Nachdem Voith den Standort 2015 komplett geschlossen hat und die letzten von 220 Mitarbeitern gehen mussten, kaufte die Firma Kleinewefers das Areal zurück und stellte die Spezialisten für die JPS ein. Nun werden dort, wo bei Kleinewefers mehr als 100 Jahre Kalander gebaut wurden, wieder Kalander hergestellt. Seit der Gründung 2012, nach der man sich zunächst zwei Jahre nur mit Quer- und Rollenschneidern beschäftigte — also Maschinen, die Papier oder Karton in der Länge oder Breite schneiden —, sei das Geschäft stetig gewachsen, sagt Otto, der selbst von 2001 bis 2014 bei Voith im Vertrieb arbeitete. Es kamen nach und nach Kalander hinzu.
Heute arbeiten bereits 30 Mitarbeiter für JPS. Und es sollen mehr werden. Im Oktober kommen schon vier Kollegen hinzu. „Wir suchen dringend Fachkräfte, konkret Automatisierer und Maschinenbauer“, sagt Otto nicht nur mit Blick auf den Altersdurchschnitt der Mitarbeiter, der bei über 45 liegt.
Neue Leute zu finden sei schwer: „Alle mit Berufserfahrung finden sofort wieder einen Job. Der Papierindustrie geht es wieder besser.“ Für die Verjüngung der Firma setzt JPS unter anderem auf Werksstudenten, von denen derzeit zwei im Unternehmen arbeiten. „Wir holen potenzielle Fachkräfte direkt in der Uni ab und bilden sie weiter in diesem Spezialgebiet aus.“