Polizei kümmert sich verstärkt um Opfer
Nach schweren Verkehrsunfällen bieten die Beamten allen Beteiligten ihre Hilfe an. Eine neue Abteilung soll Wege erleichtern.
Krefeld. Rainer Behrens weiß genau, wovon er redet. Der Polizeihauptkommissar hat sich intensiv mit den Opfern von Verkehrsunfällen unterhalten. „Solche Ereignisse können das Leben eines Menschen komplett verändern. Selbst Jahre nach dem Unfall leiden sie oft noch sehr.“
Behrens leitet bei der Krefelder Polizei eine neue Abteilung, die sich um Opferschutz und Opferhilfe kümmert. Im vergangenen Jahr gab es in der Stadt 126 Verkehrsunfälle, bei denen Menschen erheblich geschädigt wurden. 140 Schwerverletzte und fünf Tote weist die Statistik aus.
Laut Volker Stahl liegt die Zahl der Menschen, die bei solchen Ereignissen in Mitleidenschaft gezogen werden, erheblich höher. „Bei jedem schweren Unfall gibt es 100 Betroffene. Neben den direkt Beteiligten sind es die Zeugen, die Helfer, die Angehörigen und Freunde“, sagt Stahl, der den Bereich Verkehrsinspektion 1 leitet. Dort ist die neue Abteilung angesiedelt.
Laut Behrens beginnt der Opferschutz bei der Unfallaufnahme. Es gehe nicht nur darum, Beistand zu leisten oder Schaulustigen den Blick zu versperren. „Wir suchen auch nach persönlichen Dingen. Ein Teddy im Auto darf nicht zurückbleiben“, erläutert der Kommissar.
Nach der Unfallaufnahme steht die rasche Benachrichtigung von Betroffenen im Vordergrund. Die Polizei sorgt dafür, dass speziell ausgebildetes Personal mit den Angehörigen von Schwerverletzten oder Verstorbenen spricht. Wird eine Besichtigung der Unfallstelle gewünscht, bietet die Polizei Begleitung an.
Der Opferschutz geht aber auch in der Ermittlungsphase weiter. Behrens berichtet von einem Vater, dessen Sohn bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Der Mann war sicher, dass ein technischer Defekt an dem Fahrzeug Ursache des Unglücks war.
Seiner Frau warf er vor, den Wagen nicht in die Werkstatt gebracht zu haben, obwohl sie von dem angeblichen Defekt gewusst habe. Ein Gutachter stellte fest, dass ein technischer Defekt nicht die Ursache des Unfalls war. „Zum Opferschutz gehört es auch, die Beteiligten über die Ergebnisse unserer Ermittlungen zu informieren“, so Behrens.
Sein Kollege Stahl ergänzt: „Wir bilden auf Wunsch Netzwerke, stellen Kontakte her.“ Er verweist auf die Kooperation der Polizei mit dem Alexianer-Krankenhaus. Dort könne Menschen geholfen werden, die psychisch traumatisiert seien. Diese Folgen seien oft schwerwiegender als die körperlichen Verletzungen.
Dass die Krefelder Polizei den Schutz der Opfer bisher nicht ausreichend im Blick hatte, weist Stahl zurück. „Wir sind jetzt allerdings besser aufgestellt und haben unsere Abläufe optimiert.“