Polizei und Feuerwehr funken jetzt digital
Krefeld. Der Digitalfunk hat in Krefeld Einzug gehalten: Polizei, Feuerwehr und Hilfsdienste können jetzt abhörsicher kommunizieren. Das Netz, das eigentlich schon zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 einsatzbereit sein und eines der letzten analogen Systeme Europas ersetzen sollte, befindet sich zurzeit im Probebetrieb.
Insbesondere bei der Polizei sind aber so gut wie alle Geräte beschafft und wird die neue Technik nach und nach eingesetzt.
Wenn es schon nicht zur Fußball-WM geklappt hat, so spielt der Digitalfunk in Krefeld beim Thema Fußball dennoch eine besondere Rolle: „Wir haben die Grotenburg per Funk genauso angebunden wie sonst nur Polizeiwachen“, sagt Jürgen Klaffki, Chef der Polizeileitstelle. Grund ist, dass man so für Fußballeinsätze besser gerüstet ist. „Diese Ausstattung ist sonst eigentlich nur für Stadien vorgesehen, in denen Vereine der ersten und zweiten Liga spielen.“ Da war man mit Blick auf den KFC offenbar vorausschauend.
500 Nutzer sind allein bei der Polizei in den vergangenen Wochen in die neue Technik eingewiesen worden. In den Streifenwagen sind bereits neue Funkgeräte eingebaut — neben den alten, die trotz absehbaren Endes des Analogfunks noch nicht zum alten Eisen gehören: „Wir brauchen eine Rückfallebene, falls es beim Digitalfunk mal zu einem Ausfall kommt“, sagt Klaffki. Allerdings nur auf Zeit: Ziel ist es, irgendwann nur noch digital zu funken.
Das Echo der Polizeibeamten ist positiv. Denn sie können jetzt auch in Bereichen funken, wo sie über ihre Handsprechfunkgeräte bislang keine direkte Verbindung zur Leitstelle hatten, sondern nur vom Auto aus. „Überzeugend ist insbesondere die Sprachqualität. Bei Tests im König-Palast hatten wir sowohl in der leeren Halle als auch bei einem Spiel der Pinguine mit 7000 Zuschauern keinerlei Probleme. Die lauten Nebengeräusche werden von den Geräten herausgefiltert“, erklärt Werner Blümke von der Zentralinspektion der Krefelder Polizei, die die Einführung des Digitalfunks begleitet.
Die Möglichkeit, Daten zu übertragen und Telefonate zu führen, seien ebenfalls eine Verbesserung gegenüber dem Analogfunk. Zudem gibt es eine Notruftaste, durch die der Leitstelle dank GPS auch gleich mitgeteilt wird, wo sich die Kollegen befinden.
In zahlreichen Übungen wurde und wird das Digitalfunknetz auf Herz und Nieren geprüft. Am 2. März steht ein großer Test aller Sicherheitsbehörden auf dem Programm. Wenn bislang Probleme auftraten, dann seien es Bedienfehler gewesen, sagt Jürgen Klaffki.
Bei der Feuerwehr wird es noch etwas dauern, bis auf allen Fahrzeugen der Digitalfunktechnik Einzug hält. Denn um nicht hohe Investitionen auf einen Schlag tätigen zu müssen, werden Funkgeräte dann gekauft, wenn Ersatz benötigt wird. 33 Handgeräte gibt es aber bereits, die schon seit eineinhalb Jahren von Führungskräften der Feuerwehr, von THW, DRK, MHD und DLRG verwendet werden, sagt Brandamtmann Manfred Woters. „Bei Einsätzen testen wir auf Führungsebene die Technik. Wir wollen nicht gleich einen Angriffstrupp damit ausstatten, der dann beim Versagen der Technik in Gefahr gerät“, so der verantwortliche Mitarbeiter für den Funkbereich. Man habe schon wichtige Erkenntnisse gesammelt, die in die Ausbildung einflossen. Wie gut die Netzabdeckung ist, soll bald bei Fahrten in der Stadt überprüft werden.
Als Bremse erweist sich bei der Einführung des Digitalfunks die Leitstelle der Krefelder Feuerwehr. Die Technik, die sich in der alten Wache an der Florastraße befindet, stammt aus dem Jahr 1996. „Sie funktioniert im Grunde genommen nur noch wegen mehrerer Herzschrittmacher, die wir eingebaut haben“, sagt Manfred Woters. Durch ein Provisorium könne sie aber auch schon digital funken. Ziel sei es, dass der Digitalfunk mit Inbetriebnahme der Leitstelle in der neuen Feuerwache richtig Fahrt aufnimmt — in etwa vier Jahren. „Dann könnte zunächst der Rettungsdienst umgestellt werden und später die 200 Feuerwehrfahrzeuge.“ Ein Plan dafür liegt auch schon vor — dank der Bachelor-Arbeit von Marco Schmidt. Der Student des Rettungsingenieurwesens hat unter Anleitung Woters’ ausgearbeitet, wie das Projekt Digitalfunk bei der Krefelder Feuerwehr verwirklicht werden kann. Davon profitiert jetzt nicht nur die Feuerwehr, auch der Autor selbst: „Er hat die Arbeit mit der Note zwei abgeschlossen“, sagt Woters.