Krefeld Provisorische Brücke hat ein Ende
Die Unterführung am Oppumer Bahnhof ist fertig. Anwohner hoffen, dass das Überqueren der Gleise und Unfälle nun Geschichte sind.
Krefeld. Das wollen sich die Oppumer nicht entgehen lassen. In Scharen kommen sie voller Neugierde nach zweieinhalbjähriger Wartezeit zur neuen Bahnhofsunterführung, um zu gucken, wie sie aussieht. Die Meinungen reichen von „toll“ über „sehr sauber“ bis „na ja“. Die Bürger warten jetzt, bis die Aufzüge installiert sind. Denn Menschen mit Rollatoren und Fahrrädern haben noch keine Chance, die Gleise im Tunnel zu unterqueren.
Waltraut Petrolle wohnt am Hans-Böckler-Platz. Sie steht mit ihrem Rollator oben an der Treppe. „Da muss ich wohl noch warten“, sagt sie und sieht hinab. Die Seniorin ist trotzdem voll des Lobes: „Schon wenn die Reisenden rauskommen, haben sie jetzt einen schönen Blick auf die Werkstättenstraße. Es ist wirklich toll, das haben wir verdient.“ Mittags will sie mit den Stöcken wiederkommen, um zu sehen, ob sie die Treppe mit diesen Gehilfen schafft.
Der Tunnel sieht hell und sauber aus, ist in Grau und Weiß gehalten. Die Wände sind glänzend weiß gekachelt. Die frühere farbig leuchtende LED-Wand soll wieder installiert werden und für etwas Wärme sorgen. Es gibt eine Blindenspur.
Was es nicht mehr gibt, ist der Blockstein mit Führungsschiene für Fahrräder neben der Treppe. Die Oppumer versuchen, in alter Gewohnheit, die Kehrrinne als Radschiene zu nutzen. Doch das klappt natürlich nicht. Das darüber installierte Geländer macht die Sache fast unmöglich. Außerdem ist die Treppe zu steil.
Dieter Kallweit probiert es mit seinem Drahtesel trotzdem. „Das ist mühsam, so gut wie nicht machbar. Ich kann kaum die Balance halten und mit Gepäck geht es gar nicht“, erklärt er. Also, wie gesagt: Es ist eine Kehr- und keine Fahrradrinne. Da müssen erst die Aufzüge her. Rolf Weyers dazu: „Hoffentlich sind die Aufzüge dann auch groß genug.“
Die Modernisierung des Bahnhofs war viel später gestartet als angekündigt und hat bedeutend länger gedauert als geplant. „Die Zeit ist uns lang geworden“, sagt Bezirksvorsteher Hansjürgen Tacken.
Doch nun können die Menschen leichter auf die Bahnsteige zu ihren Zügen gelangen. Die beiden Seiten des Stadtteils sind wieder besser verbunden und vor allem ist damit der lebensgefährliche Reiz verschwunden, den Weg über die Schienen abzukürzen, hoffen viele Anwohner. „Die hohe Behelfsbrücke wird jetzt abgebaut. Sie ist schon gesperrt“, berichtet Dirk Pohlmann, NRW-Sprecher der Bahn AG. Er gibt zu: „Provisorien sind nie so gut wie die richtige Lösung.“
Noch sind die Arbeiten nicht beendet, die Bahnsteige noch nicht barrierefrei. Auch in der Unterführung müssen die Aufzüge samt Technik noch eingebaut werden. Pohlmann: „Diese Arbeiten werden in den nächsten Monaten erledigt. Wir rechnen damit, dass der Oppumer Bahnhof im November ganz fertig sein wird.“ Die Verzögerungen seien darin begründet, dass Grundwasser eingedrungen sei und eine beteiligte Firma Insolvenz hätte anmelden müssen, berichtet er weiter. Als erster Fertigstellungstermin war Ende 2015, Anfang 2016 genannt worden.
Martina Schneiders ist gekommen, „um das Bauwerk zu besichtigen“. Sie findet, dass die Treppen zu steil sind. „Als Eisenbahnertochter sehe ich, dass die Möglichkeiten, Koffer über die Stufen zu transportieren, zu schwierig sind. Das kommt vielleicht auf der gegenüberliegenden Seite.“ Dort sind die Aufgänge noch nicht geöffnet, liegen die Bodenplatten noch in Stapeln. Schneiders freut sich, dass der Parkplatz vor dem Eingang bald fertig ist und die Seitenstreifen bepflanzt werden. „Mir wird die Überführung, die ,Trimmstrecke‘, fehlen“, sagt sie. „Hoffentlich passieren jetzt keine schrecklichen Unfälle mehr.“
Immer wieder hatten Menschen die Gleise verbotenerweise überquert. Mitte Juli war eine Frau ums Leben gekommen, als sie beim Queren der Gleise mit ihrem Rad von einem Zug erfasst wurde. Der Lokführer hatte trotz Vollbremsung nicht mehr stoppen können.